Kommendes Jahr wird Axel Weber als Verwaltungsratspräsident der UBS zurücktreten. Die Suche nach einem Nachfolger hat bereits begonnen. Involviert sind der Vize-Präsident – und auch CEO Ralph Hamers.
Die UBS hat mit der Suche nach einem Nachfolger für Verwaltungsratspräsident Axel Weber frühzeitig begonnen. Nämlich bereits zu Beginn dieses Jahres, wie es im am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht der UBS heisst.
Damit scheint klar: Weber wird an der Generalversammlung 2022 nach seiner zehnjährigen Amtszeit vom UBS-Thron steigen. Er wird dann 65 Jahre alt sein – durchaus im besten Alter für einen Job wie diesen.
Gerüchte um Verlängerung
Im vergangenen Herbst hatte es denn auch Gerüchte gegeben, Weber könne sich eine Verlängerung seiner Amtszeit über das Jahr 2022 vorstellen. Diese Gerüchte standen im Zusammenhang mit den bekannt gewordenen Planspielen Webers einer möglichen Fusion zwischen UBS und Credit Suisse (CS).
Unter solchen Umständen wäre eine Ausnahme der Amtszeitbeschränkung von zehn Jahren durchaus vorstellbar gewesen. Es war Weber, der diese Beschränkung von zwölf auf zehn Jahr reduziert hatte.
Berater und IT-Experte
Die Suche nach dem nächsten geeigneten UBS-Präsidenten führt Jeremy Anderson an. Mit involviert sind Weber selber und CEO Ralph Hamers.
Der Brite ist seit dem Jahr 2018 Mitglied des Verwaltungsrates der grössten Schweizer Bank, inzwischen Vize-Präsident und Leiter des Nominations-Komitees. Seine Karriere machte der 63-Jährige bei der Beratungsgesellschaft KPMG, deren britischen Arm er von 2000 bis 2002 als CEO leitete. 2004 trat er in KPMG International über, wo er bis 2017 Chairman des Bereichs Global Financial Services war.
Anderson gilt als IT-Experte: Sein erster Beruf war Software-Entwickler Anfang der 1980-er Jahre gewesen, später arbeitete er im IT-Consulting. Im Jahr 2014 gründete er bei KPMG das Global Fintech Network, was seinen Ruf als Tech-Spezialist für die Finanzindustrie weiter begründete.
Sah über Geldwäschereifall hinweg
Unter Andersons Ägide hatte die UBS im vergangenen Jahr Ralph Hamers als CEO rekrutiert. Ausschlaggebend für die Wahl waren dessen Ruf als Digitalisierungs- und Transformations-Manager, den Hamers sich als CEO der niederländischen Grossbank ING erarbeitet hatte.
Insofern war es auch Andersons Verantwortung gewesen, über den riesigen Geldwäscherei-Fall bei ING hinwegzusehen, aus dem Hamers zunächst unbeschadet hervorgegangen war. Inzwischen hat sich über das CEO-Amt bei der UBS ein dunkler Schatten gelegt: Niederländische Staatsanwälte prüfen eine Strafanklage gegen Hamers, nachdem im vergangenen November ein Berufungsgericht in Den Haag die Klage des Aktionärs-Aktivisten Pieter Lakeman gutgeheissen hat.
Ob Hamers unter den Umständen einer Anklage wegen Geldwäscherei weiterhin als CEO der UBS tätig sein kann, ist Gegenstand von Spekulationen. Noch hat geniesst er die Unterstützung des UBS-Verwaltungsrates und von Weber.
Das Karussell dreht bereits
Namen von möglichen Kandidaten für das Präsidium haben bereits die Runde gemacht – unter ihnen war auch Anderson. Doch scheint es wahrscheinlich, dass sich die UBS die Suche auch nach Kriterien der Nationalität ausrichten muss. Nachdem mit Hamers bereits ein Nicht-Schweizer CEO der wichtigsten Schweizer Bank ist, stünde ein «Einheimischer» für das Präsidium gut an.
Dabei machte die Namen von Axel Lehmann, Ex-UBS-Verwaltungsrat und Ex-UBS-Schweiz-Chef, bereits die Runde, wie auch von Philipp Hildebrand oder von Thomas Jordan. Der eine war Chef der Schweizerischen Nationalbank und der andere ist es noch. Hildebrand ist nach seiner gescheiterten Kandidatur als OECD-Generalsekretariat offen für Mandate.