Offenbar wächst die Wahrscheinlichkeit, dass es in Holland zu einer Anklage gegen den heutigen UBS-Chef Ralph Hamers kommt. Er steht im Verdacht, in seiner früheren Funktion als CEO der ING-Bank nicht genügend Massnahmen gegen einen Geldwäschereifall getroffen zu haben.
Die Strafverfolgung gegen UBS-Chef Ralph Hamers sei zu mehr als 99 Prozent wahrscheinlich, sagte der holländische Aktionärsschützer Pieter Lakeman an diesem Wochenende gegenüber der «NZZ am Sonntag» (Artikel bezahlpflichtig).
Laut Lakeman habe ihm der Oberstaatsanwalt per Brief vom 8. Januar 2021 zugesichert, dass es zu einer Anklageerhebung kommen werde. Auslöser des juristischen Streits ist ein Geldwäschereifall bei der niederländischen Grossbank ING, welche Hamers bis im Sommer letzten Jahres als CEO geführt hatte.
Grosses juristisches Risiko
Es handelt sich um den grössten Fall von Geldwäscherei in den Niederlanden. Dieser wird für UBS-CEO Hamers zum juristischen Risiko.
Im Jahr 2018 musste ING im Rahmen eines Vergleichs mit der Staatsanwaltschaft eine Strafe von 775 Millionen Euro bezahlen. Die Führungsverantwortlichen der Bank blieben dagegen unbehelligt, weshalb Lakeman eine Beschwerde gegen den Vergleich einreichte. Im vergangenen Dezember wurde diese Klage von einem Berufungsgericht gutgeheissen.
Axel Weber verfolgt die Situation
Hamers habe es versäumt, Massnahmen gegen das kriminelle Verhalten der Bank zu ergreifen, schrieb das Gericht in seinem Urteil. «Ich schätze, dass Hamers Position bei einer Anklage völlig unhaltbar sein wird», erklärt Aktionärsschützer Lakeman. «Zumindest in den Niederlanden wäre das der Fall.»
UBS-Präsident Axel Weber stellte sich diese Woche auf «Bloomberg TV» hinter Hamers: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass er als CEO der UBS gute Arbeit leisten kann.» Doch Weber schränkte in diesem Interview auch ein: «Wir verfolgen die Situation und werden sie im Zuge der Entwicklung anpassen.»