Die Trendwende beim Schweizer Ableger des HSBC-Konzerns eweist sich nicht als nachhaltig. Im ersten Halbjahr 2020 erlitt die hiesige Tochter des anglo-chinesischen Finanzkonzerns HSBC einen Verlust vor Steuern. Im Vorjahr hatte noch ein Gewinn resultiert.
Der in London domizilierte, aber zu grossen Teilen in Asien tätige Finanzkonzern HSBC ist derzeit mit allerhand Problemen konfrontiert. Insbesondere die sich laufend verschärfende politische Krise in Hongkong setzt dem Unternehmen zu, da es in der Vergangenheit gerade in diesem west-östlichen Kontext viele Geschäfte generiert hatte.
Doch seit die Regierung in Peking den Druck auf die einstige britische Kronkolonie Hongkong massiv erhöht hat, steht das Finanzinstitut in einem Dilemma, wie es seine Strategie weiter verfolgen kann.
Hinzu gesellt sich nun noch ein riesiger Abschreibungsbedarf für Kreditausfälle von fast sieben Milliarden Dollar aufgrund der Coronakrise, was unter dem Strich im ersten Halbjahr zu einem Einbruch des Konzerngewinns um 75 Prozent auf zwei Milliarden Dollar bedeutet, wie dem am Montag publizierten Halbjahresbericht 2020 zu entnehmen ist.
Schweizer Tochter unter Druck
In diesem Umfeld erlitt die Schweizer Banktochter von HSBC einen Verlust vor Steuern von 12 Millionen Dollar, nachdem sie im Vorjahr noch einen Gewinn von 11 Millionen Dollar erzielt hatte. Unter der Führung des Schweizers Alex Classen hatte das Institut nach Jahren der Verluste 2019 erstmals wieder ein positives Ergebnis erzielen können, wie auch finews.ch berichtete.
Hierzulande erlitt das Vermögensverwaltungs-Geschäft für Privatpersonen (Private Banking) einen Vorsteuer-Verlust von 15 Millionen Dollar. Demgegenüber erzielte das Firmenkunden-Geschäft einen Gewinn (vor Steuern) von 3 Millionen Dollar (im Vorjahr: 2 Millionen Dollar), und die Investmentbanking-Aktivitäten brachten einen Überschuss von 1 Millionen Dollar (im Vorjahr: 2 Millionen Dollar) ein. Die erwarteten Kreditverluste in der Schweiz beziffert das Unternehmen auf 75 Millionen Dollar, wie dem Halbjahresbericht weiter zu entnehmen ist.
Schwierige Situation
Classen übernahm vor zwei Jahren die Schweizer Vermögensverwaltungs-Einheit, die von mehr als 150 Märkten auf etwa 20 geschrumpft worden war und Hunderte von Arbeitsplätzen abgebaut hatte. Ende 2019 konnte die Schweizer Bank auch endlich einen Schlussstrich unter den langwierigen Steuerstreit mit den US-Behörden ziehen und bezahlte 192 Millionen Dollar dafür.
«Die derzeitigen Spannungen zwischen China und den USA führen unweigerlich zu einer äusserst schwierigen Situationen für eine Organisation wie HSBC», räumte CEO Noel Quinn am Montag ein. «Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die langfristigen Bedürfnisse unserer Kunden sicherzustellen und gleichzeitig im besten Interesse unserer Investoren zu handeln», so Quinn.
Im Dilemma
Die Bank hatte vor einigen Woche viel Kritik auf sich gezogen, nachdem sie das von China diktierte und in Hongkong höchst umstrittene Sicherheitsgesetz unterstützt hatte. Der Konzern, der in London kotiert ist, hätte durchaus einen kritischen Standpunkt einnehmen können. Doch gleichzeitig erzielt das Unternehmen rund Hälfte seiner Erträge in Asien und dabei zu einem grossen Teil in und mit China. Aus dieser geschäftlichen Perspektive heraus sah sich der HSBC-Konzern bemüssigt, dem Sicherheitsgesetz wohlwollend zu begegnen.
Das umstrittene Regelwerk wird in grossen Teilen der Bevölkerung in Hongkong als diktatorische Massnahme zur Unterdrückung jeglicher Grundrechte aufgefasst. Die chinesische Regierung will gemäss ihrer Auslegung damit für mehr Stabilität und Sicherheit in der Stadt sorgen. Konkret verhilft das Gesetz den Behörden unter anderem, vertrauliche Bankkonten zu kontrollieren, nötigenfalls auch zu blockieren und sich zu weiteren privaten Informationen Zugang zu verschaffen.