Die Zürcher Finanzgruppe hat die Positionierung als Investmenthaus weitgehend abgeschlossen und vermeldet erstmals Zahlen in der neuen Struktur. Doch auch bei Vontobel hinterliess die Coronakrise im vergangenen Halbjahr Spuren.
Vontobel ist robust in die neue Ära der «Kundenzentriertheit» gestartet. Wie das selbsternannte «Investmenthaus» am Dienstag vermeldete, konnte der Vorsteuergewinn im abgelaufenen ersten Semester 2020 zum Vorjahr um 4 Prozent auf 156,1 Millionen Franken erhöht werden. Dies bei einem leicht tieferen Betriebsertrag 623 Millionen Franken (625,6 Millionen Franken im Vorjahr).
Sehen lassen kann sich das Wachstu: Das Netto-Neugeld lag mit 7,4 Milliarden Franken beziehungsweise einem Plus von 7,5 Prozent annualisiert über dem von Vontobel angestrebten ambitionierten Korridor von 4 bis 6 Prozent.
Stagnierende Volumen
Hingegen gingen die betreuten Kundenvermögen aufgrund der Pandemiefolgen von 226,1 Milliarden Franken im zweiten Halbjahr 2019 auf 218,6 Milliarden Franken zurück. Das Phänomen der stagnierenden Volumen teilt das Investmenthaus so mit Branchengrössen wie UBS und Julius Bär.
Von krisenbedingten Rückstellungen oder Abschreibern ist bei Vontobel allerdings nicht die Rede. «Wir haben kein Firmenkunden-Geschäft und fahren einen sehr konservativen Kurs bei den Finanzierungen für unsere Privatkunden. Vor diesem Hintergrund sehen wir auch keinen Bedarf für Wertberichtigungen», liess sich Chef Zeno Staub am Dienstag zitieren.
«Wir setzen auf wiederkehrende Erträge aus unserem Kundengeschäft mit stabilen Margen. Wir behalten unsere Ziele für dieses Jahr weiterhin fest im Blick und wollen auch in dem anspruchsvollen Marktumfeld wachsen.»
Hauptgeschäft mit mehr Ertrag
Tatsächlich vermochten die beiden Hauptpfeiler des Unternehmens ihre Ertragskraft zu steigern: Beim grösseren Asset Management nahm die Bruttomarge um 4 Prozent auf 42 Basispunkte zu. Der Betriebsertrag stieg in der Sparte um 4 Prozent. Das Wealth Management für reiche Privatkunden steigerte die Bruttomarge auf 75 Basispunkte und erhöhte Erträge um 2 Prozent.
In der neuen Sparte Digital Investing vermochte Vontobel den Betriebsertrag ebenfalls zu erhöhen, und zwar von 85,7 Millionen Franken im Vorjahr auf 89,2 Millionen Franken. Im Online-Handel machten sich die erhöhten Volatilitäten positiv bemerkbar.
Kurs halten bei der Dividende
Gesunken ist der Betriebsertrag hingegen in der neuen Sparte Platforms & Services, die Dienstleistungen für Finanzintermediäre, insbesondere unabhängige Vermögensverwalter (EAM) sowie Banken anbietet. Dort ist ein Grossteil des Derivategeschäfts von Vontobel neu angesiedelt.
Im Zuge der Zurückhaltung der Finanzintermediäre, die sich insbesondere im zweiten Quartal 2020 negativ auf die Volumina in Strukturierten Produkten auswirkte, sank der Betriebsertrag gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5 Prozent auf 73,4 Millionen Franken.
Gleichzeitig gelang es der Gruppe, ihre Effizienz zu verbessern. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis (CIR) kam bei stärkeren 75 Prozent zu liegen, die Eigenkapital-Rendite bei 13,4 Prozent. Ebenfalls gestärkt wurde die Eigenkapital-Ausstattung mit einer Tier-1-Kapitalquote auf 20,2 Prozent.
Unverändert sollen die Vontobel-Aktionäre mit einer Ausschüttungsquote von mindestens 50 Prozent am Unternehmensgewinn beteiligt werden.
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