Von der UBS wechselte Adrian Steinherr zum Fintech Silex – dann kam die Coronakrise. Jetzt will er unabhängigen Vermögensverwaltern das Leben leichter machen. Auf die komme etwas zu, sagt er zu finews.ch.
Zum Fintech-Fach kam Adrian Steinherr auf Umwegen. Das französisch-schweizerische Startup Silex habe er seit der Lancierung 2016 verfolgt. Die Gründer hatten ihm gleich zum Start ihre Ideen – Investmentexpertise für Dritte gekoppelt mit Datenanalyse – unterbreitet. «Ich fand das Konzept sehr spannend», erinnert sich Steinherr, der damals noch bei der UBS tätig war.
Von dorther kennt man Steinherr auch auf dem Finanzplatz: Bei der Grossbank war er zuständig für den Handel und den Vertrieb von Strukturierten Produkten, bis im Oktober letzten Jahres amtete er (kurzfristig) als Präsident des Schweizerischen Verbands für Strukturierte Produkte (SVSP).
Erinnerungen an die Dotcom-Blase
Anfang vergangenen April, vier Jahre nach dem ersten Kontakt, hat der Grossbanker nun doch zu Silex gefunden. Und wurde gleich ins kalte Wasser geworfen. Die Coronakrise hatte bis dahin auch die Finanzbranche eingeholt. Für Steinherr war es eine Art déjà-vu, wie er im Gespräch mit finews.ch sagt. Vor zwanzig Jahren hatte er seine Finanzkarriere während des Dotcom-Crashes begonnen.
«Ich hätte mir natürlich gerne ein anderes Umfeld ausgesucht für meinen Start bei Silex», gibt er zu. Aber er habe die Zeit des Lockdown gut nutzen können, um die Gruppe und ihre 67 Angestellten an fünf Standorten besser kennenzulernen.
Unabhängigkeit verteidigen
Der eigentliche Auftrag für den frisch gebackenen Chef des Zürcher Büros lautet aber, nach draussen zu gehen – Steinherr ist neben dem Geschäft in der Limmatstadt zuständig für die Expansionen ausserhalb der Schweiz. Die Krise muss dabei kein Stolperstein sein, sondern könnte der Jungfirma den Weg zur Kundschaft ebnen: Das sind kleine und grössere Vermögensverwalter, die das Unternehmen als Zielkunden definiert hat.
«Wir helfen Vermögensverwaltern, ihre Unabhängigkeit zu wahren, in dem sie mit uns ihren Kunden einen robusten und differenzierten Investment-Service bieten können», sagt der Ex-UBS-Mann. Durch die Coronakrise werde der Kosten- und Performancedruck noch brutaler. Dies, nachdem die verwalteten Vermögen vieler unabhängigen Vermögensverwalter gefallen seien, beschreibt Steinherr die Situation.
Genfer Family Office zum Kunden
Silex verwaltet selber keine Kundengelder, sondern hilft Vermögensverwaltern dabei – entweder direkt oder als Co-Manager. Darüber hinaus können Wealth Manager mit Silex ihren Investmentprozess definieren und umsetzen, oder auf einzelne Kundenbedürfnisse zuschneiden, umreisst der Zürich-Chef das Angebot. Zu den grösseren Kunden in der Schweiz zählt etwa das Genfer Family Office 1875 Finance.
Auch ohne die Krise geht Silex davon aus, dass sich die Vermögensverwaltung fundamental verändert. «Die Regulation nimmt zu, ebenso die Ansprüche der Kundschaft an die Performance ihrer Investments. Kommt hinzu, dass wir in der Branche eine technologische Revolution erleben», sagt Steinherr.
Feuerstein und Funke
Silex, zu Deutsch Feuerstein, bringt deshalb die quantitative Fintech-Maschinerie mit menschlicher Investment-Expertise und Erfahrung zusammen – das ist der etwas esoterisch klingende «quantamentale Ansatz» des Unternehmens.
Doch wie der funktioniert, liesse sich wohl auch einem Höhlenbewohner näher bringen. «Wer Feuersteine zusammenschlägt», sagt Steinherr, «erhält Funken – auf Englisch Sparks». So heisst die in Paris angesiedelte Technologie-Plattform der Firma. Diese liefert die Finanzdaten, auf deren Basis die Asset-Allokations-, Investment und Risiko-Experten Portefeuilles und Mandate für Kunden oder für hauseigene Asset Management bauen.
Fernziel Asien
Das geht mittlerweile über einige Landesgrenzen hinweg: Währen die Fintech-Maschinerie in Frankreich und in Genf angesiedelt ist, sitzt das Asset Management in Luxemburg. Für die Betreuung von Kunden, von Portefeuilles und Mandaten und fürs Brokerage sind die Standorte Genf, Paris und neuerdings auch Zürich zuständig. Steinherr Aufgabe ist es jetzt, das Netz weiter zu spannen.
Silex sei in Frankreich, Belgien, Luxemburg, der Romandie und dem Tessin gut etabliert, sagt er. Dieses Jahr wolle das Fintech in der Deutschschweiz und in Lateinamerika stärker Fuss fassen. 2021 soll die Expansion im übrigen Europa erfolgen. Und, so Steinherr: «Ein mögliches Fernziel ist der asiatische Markt.»