Alle Bereiche der Bank und Raiffeisen-Kundenberater im tiefsten Hinterland waren in die Umstellung auf die Saron-Hypothek involviert. finews.ch hat mit den Machern des Projekts gesprochen.

Für Philipp Ackermann (Bild unten) war es ein «gröberes» Projekt. Der Banker, der seit fünf Jahren das Treasury bei Raiffeisen Schweiz führt, blickt auf anstrengende Monate zurück: Dieser Tage hat die Marktführerin im hiesigen Hypothekargeschäft die Lancierung von Saron-Hypotheken angekündigt, und damit die Umstellung auf den neuen Referenz-Zinssatz Swiss Average Overnight.

Damit ist die Gruppe von 229 Genossenschaftsbanken nach Piloten bei der UBS und dem Saron-Start bei der Glarner Kantonalbank die erste Retail-Grossbank, welche die Ablösung des umstrittenen Libor-Zinssatzes flächendeckend umsetzt.

Zuoberst auf der Finma-Liste

Wie Ackermann berichtet, mussten dazu sämtliche Departemente von Raiffeisen Schweiz involviert werden, ebenso die einzelnen Raiffeisenbanken in der Region. Allein die Umstellung der IT wurde 15 Monate vor der Lancierung eingeleitet – und der Aufwand ging in die Millionen.

Doch damit hatte es sich noch nicht mit den Herausforderungen. Die Umstellung ist aus Sicht der Banken vor allem ein Kostentreiber, während die Aufsicht ganz genau hinschaut: Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hat die Umstellung vom Libor auf den Saron zuoberst auf ihrer Risikoliste stehen. Erst letzten März mussten sich grössere Banken wieder mit einer Selbstbeurteilung zum Saron bei der Behörde in Bern melden.

Ackermann 500

Signalwirkung für Retailbanken

Dem Vorpreschen von Platzhirsch Raiffeisen – die Gruppe verfügt über Kundenausleihungen von rund 193 Milliarden Franken und beziffert den Marktanteil im Hypogeschäft auf 17,6 Prozent – kommt deshalb fürs gesamte Swiss Banking Signalwirkung zu. Dort tickt die Uhr: Ackermann erwartet, dass es das Libor-Angebot 2021 nicht mehr geben wird. «Der Vorsprung ist uns sehr wichtig, da die Zeit für die Libor-Hypotheken bald abläuft.»

Der Libor fiel weltweit in Ungnade, nachdem bekannt geworden war, dass Händler bei verschiedenen Banken diesen zu ihren Gunsten manipuliert hatten. Unter anderem zahlte die UBS eine Milliardenstrafe dafür.

Im Gegensatz zum Libor handelt es sich beim Saron um einen täglich publizierter Durchschnittszins. Dieser beruht nicht auf Eingaben von Bankern, sondern wird aufgrund tatsächlich bezahlter Zinsen errechnet – in der Schweiz übernimmt dies die Börsenbetreiberin SIX. Entsprechend ist der Saron aus Sicht der Aufsichtsbehörden eine klare Verbesserung; neben der Finma drängte auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) vehement auf die Umstellung.

Millionen über Millionen