Die Schweizer Banken dienen als Kanal für das Hilfspaket, welches der Bund der Wirtschaft zur Verfügung stellt. Auch den Instituten selbst wird vom Regulator unter die Arme gegriffen – allerdings verbunden mit einer Ermahnung.
Der antizyklische Kapitalpuffer und die Leverage Ratio sind zwei Instrumente, welche von den Regulatoren der Schweizer Banken – der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB) – seit der Finanzkrise eingesetzt wurden, um die hiesigen Finanzinstitute krisenfest zu machen. Angesichts der Coronavirus-Pandemie bekommen die Banken nun mehr Leine.
Wie die Finma am Mittwoch mitteilte, müssen die Banken ihre Guthaben bei Zentralbanken nicht länger für die Berechnung der Leverage Ratio berücksichtigen. Im Unterschied zur risikogewichteten Kapitalquote, an der die Institute auch gemessen werden, wird bei ersterer das Eigenkapital der Banken mit der Bilanzsumme als ganzes verglichen.
Liquiditätsspritze von der Finma
Durch den Wegfall der – äusserst sicheren – Zentralbankenguthaben werden etwa 20 Milliarden an Kapital frei, welche die Banken nun als Darlehen an Unternehmen einsetzen können. Die Massnahme gilt vorerst bis am 1. Juli.
Damit trägt auch die Finma dazu bei, Liquidität in die lahm gelegte Schweizer Wirtschaft zu pumpen. Die Banken sind hierzulande der wichtigste Kanal der Regierung, über welchen garantierte Darlehen von insgesamt bis zu 20 Milliarden an notleitende Unternehmen verteilt werden.
Nicht für Aktionäre gedacht
Die SNB, von welcher die Banken gegen Vorlage der Bundesgarantien Liquidität zu negativen Zinsen beziehen können, hat ihrerseits ebenfalls die Regeln gelockert. Der antizyklische Kapitalpuffer, ein Instrument das eine Überhitzung des Immobilienmarktes verhindern soll, soll aufgehoben werden. Damit sollen die Banken in ihrer zentralen Rolle bei der Kreditvergabe gestärkt werden, hiess es.
Die Lockerung, welche die Banken weltweit bereits letzte Woche gefordert haben, kommt allerdings verknüpft mit einer Ermahnung: Die Liquidität soll nicht dazu verwendet werden, die Aktionäre mit höheren Dividenden oder Aktienrückkäufen zu beglücken.
Alle Rückkäufe sistiert
Gemäss den Forderungen der Finma haben sich bereits alle Schweizer Finanzinstitute entschieden, ihre Aktienrückkaufprogramme auszusetzen – obwohl ebendiese Aktien teilweise noch nie günstiger zu haben waren als jetzt. Der Regulator empfiehlt zudem, auch die Höhe der Dividenden sorgfältig abzuwägen.
«Starke Institute, die freiwillig ihre Ausschüttungen beschränken oder verschieben, werden länger stark bleiben», schrieb die Finma in ihrer Medienmitteilung. «Sich seine Kapitalstärke zu erhalten, ist kein Zeichen von Schwäche.»