Auf den designierten UBS-Chef Ralph Hamers wartet ein harter Job. Der Niederländer trifft in der Schweizer Grossbank immerhin auf einen Verbündeten. Der Vice Chairman hatte bei ING die Neuausrichtung vorangetrieben.
Es wäre keine Überraschung, wenn Ralph Hamers als werdender CEO bei der UBS auch einige Veränderungen im Management vornehmen würde.
Seine Vorwärtsstrategie bei der niederländischen Bank ING, wo der 53-Jährige in den letzten acht Jahren konsequent die Digitalisierung und Transformation des Unternehmens vorantrieb, schaffte Hamers nur, weil er ein Führungs-Team hatte, das den Wandel vorlebte und mit vorantrieb. Wie Hamers den Wandel der UBS anzugehen gedeckt, ist vorderhand noch sein Geheimnis.
Digitale Speerspitze
Ein möglicher Verbündeter in der UBS wartet bereits auf die Ankunft des neuen CEO: Sein Name ist Eli Leenaars (Bild unten). Niederländer wie Hamers, stiess Leenaars im Jahr 2015 zur UBS. Er kam von der ING, wo er unter seinem CEO Hamers zuletzt den Bereich Challenger & Growth Countries geleitet hatte. Davor leitete Leenars das internationale Retail- und Directbanking-Geschäft. Er verkörperte damit die digitale Speerspitze der ING.
Eli Leenars, Bild aus früheren Jahren bei ING
Bei der UBS trat er bislang nicht gross in Erscheinung – was auch nicht seine Aufgabe ist. Im Range eines Vice Chairman im Wealth Management pflegt er vornehmlich Kundenbeziehungen in Europa. Teilweise sei Leenaars auch in Projekten als Berater involviert, heisst es. Mehr über die Aktivitäten des 59-Jährigen bei der UBS ist nicht in Erfahrung zu bringen. Ein Gespräch mit finews.ch lehnte er ab.
Leitete Operations und IT
Weit mehr ist von Leenaars über 24 Jahre dauernden Karriere bei ING bekannt. Der Jurist war als Kundenberater tätig, er war als Länder- und Regionenchef für ING in den USA und in Lateinameriak tätig. 2004 stieg er in die Konzernleitung auf, wo er nicht nur das Retail- und Private-Banking leitete, sondern auch für Operations und IT zuständig war.
Bekannt ist auch: Leenaars war eine der treibenden Kräfte in der Transformation der ING gewesen. Was CEO Jan Hommen 2009 nach der Finanzkrise einleitete, mündete ab 2013 unter Hamers in der vollkommenen Überholung der alten Strukturen der Grossbank und im Wandel in eine sogenannt «agile» Organisation.
Anschauungsunterricht für Harvard und McKinsey
Ziel der neuen Arbeitsformen ist die Beschleunigung des digitalen Wandels, um den Kundenbedürfnissen folgen zu können. Seither liefert die ING-Transformation Anschauungsunterricht für Studenten an der Harvard Business School und für die Berater von McKinsey.
Leenaars war als Retailbanking-Chef in den ersten Jahren des Wandels einer der Hauptprotagonisten gewesen. Es heisst, er habe vor dieser Aufgabe zunächst grössten Respekt gehabt.
Ihm sei klar gewesen, dass er als Manager ohne ein gewisses Rüstzeug weder die Fähigkeiten noch die Glaubwürdigkeit haben würde, eine Transformation anzuführen und die Belegschaft mitzuziehen. Bevor sich Leenaars ans Werk machte, ging er nach Lausanne zur Managerschmiede IMD.
An der IMD-Managerschmiede den Schliff geholt
Dort liess er sich ein auf ihn und seine Aufgabe massgeschneidertes Programm ausarbeiten, das ihn befähigen sollte, eine Bank fundamental neu auszurichten. Das Programm paukte er anschliessend mit Coaches und Dozenten innert drei Wochen durch. Erst dann kehrte Leenaars nach Amsterdam zurück, um mit seiner Arbeit zu beginnen.
Leenaars erschuf sich nach der Finanzkrise einen Ruf als ausgezeichneter Zuhörer und Verhandler, weil er in Brüssel die Bedingungen für die Staatshilfe für ING ausfeilschte.
Hierzulande geniesst er sowohl in Banking- als auch in Fintech- und Digitalisierungs-Kreisen hohes Ansehen als Experte für die Zukunft der Finanzindustrie. Aus der UBS heisst es allerdings, er habe innerhalb der Grossbank keine digitalen Projekte angeführt, er sei allenfalls als Berater involviert gewesen.
Wollte selber ING-CEO werden
Ob sich dies mit Hamers Ankunft in Zürich ab kommendem September ändern wird, ist ungewiss. In niederländischen Medien hatte es geheissen, Leenaars habe 2013 selber Ambitionen auf den ING-Chefposten gehabt. Doch das Rennen machte der einige Jahre jüngere Hamers.
Der designierte UBS-CEO weiss jedenfalls, was er an Leenaars hat. Bei dessen Austritt aus der ING im Jahr 2014 lobte Hamers, Leenaars habe eine Schlüsselrolle in der Restrukturierung der Bank ausgeübt.