Seba will bis Ende Jahr eine dreistellige Anzahl Kunden an Bord haben. Um das Geschäft zum Fliegen zu bringen, braucht die Kryptobank eine grössere Bilanz. Dafür ist ein Token Offering im dreistelligen Millionenbereich geplant.
Die Krypto-Bank Seba ist am Dienstag mit einem breiten Angebot in der Schweiz gestartet. Sie bietet Vermögensverwaltung, Handel, Aufbewahrung und Finanzierung von digitalen Anlagen an. Ein weiteres Standbein sei die Tokenisierung von Assets, aber auch von Rechten, Patenten und realen Werten, wie CEO Guido Bühler vor den Medien ausführte.
Die Seba Bank will damit vor allem Affluent-Kunden ansprechen, die bereit sind, mindestens 100'000 Franken auf ein Seba-Konto einzuzahlen. Aber natürlich will das Institut auch nicht auf vermögendere Privatkunden, Family Offices, Asset Manager und Pensionskassen als Kunden verzichten.
Ein Start ohne Paukenschlag
Die Dienstleistungen sind teils denen einer Neobank wie Revolut ähnlich, sie beinhalten die Führung von Fiat- und Krypto-Konten via App, (Krypto)-Kreditkarte, Cash-Management. Handkehrum will sich Seba auch mit Vermögensverwaltungs-Banken messen, indem sie Wealth- und Asset Management anbietet, die sowohl in der Krypto- und Fiat-Welt zu Hause sind. Sie will zudem Institutionellen Kunden Krypto-Investments ermöglichen und Blockchain-Firmen die Konten führen.
Zum Start hat sich Seba Crypto kein besonderes Angebot ausgedacht, keine Sonderkonditionen für die ersten Kunden, kein Einstiegspaket oder Bitcoin zum Tiefpreis. Bühler liess sich lediglich entlocken, dass ein Seba-Konto inklusive Kreditkarte «weniger als 500 Franken» koste. Was Seba Crypto attraktiv mache, sei das bislang einzigartige Angebot, die gesamte Wertschöpfungskette und den Lebenszyklus von Digital Assets abzudecken.
Geldpolitik-Skeptiker klopfen an
Das Angebot klingt wenig spektakulär, soll aber gemäss Bühler bereits auf ein «extrem hohes Interesse» stossen. Die interessierten Kunden seien vor allem unter den skeptischen Beobachtern der derzeitigen Geld- und Zinspolitik auszumachen, so der Seba-CEO weiter. Auch Wähler, welche die Vollgeld-Initiative unterstützten, hätten bei Seba schon angeklopft.
Bei der kurzen Präsentation der Seba-App wird deutlich: Punkto Benutzerfreundlichkeit lässt sich die Krypto-Bank gut und gerne mit Neobanken wie Revolut oder N26 vergleichen.
Wirklich herausragendes Merkmal von Seba dürften aber die verschiedenen Custody-Lösungen für die digitalen Assets sein. Den bereits gerüchteweise genannten Startpreis von 25'000 Franken für eine sogenannte «Deep Cold Storage Lösung» bestätigte Bühler ohne Umschweife.
Der sicherste Ort der Welt
Den Preis soll die Eigenwerbung rechtfertigen, dass Seba die Kryptowährungen ihrer Kunden schlicht am sichersten Ort der Welt aufbewahre. Sogar den Erbauern von Nato-Bunkern sei ob der Sicherheitsvorkehrungen der Mund offen gestanden, sagte der für Storage-Lösungen zuständige Guido Rudolphi, Seba-intern nur der Guru genannt. Kurzum: Es sei weder möglich, dass die aufbewahrten Bitcoin dort gestohlen würden, noch sei es möglich, die Private Keys zu verlieren.
Viel tiefer liess sich Bühler bezüglich Geschäftspläne und Zahlen nicht in die Karten blicken. Das Ziel sei bis Ende Jahr, eine dreistellige Anzahl von Kunden an Bord zu haben. Bereits im Dezember will Seba auch auf internationale Kundensuche gehen, vornehmlich in Europa, aber auch in Hongkong und in Singapur.
Token Offering geplant
Ungestümes Wachstum könnte Seba allerdings schon bald Grenzen bringen. Die 100 Millionen Franken, welche Angel-Investoren eingeschossen haben, dürften bereits arg zusammengeschmolzen sein. Und fürs Wachstum braucht Seba eine entsprechende Bilanz.
Man werde darum im ersten Halbjahr 2020 eine zweite Finanzierungsrunde starten, kündigte Bühler an. Geplant sei ein sogenanntes Token Offering, mit welchem deutlich mehr als 100 Millionen Franken eingenommen werden sollen. Der Token werde ein spezielles Design haben, so Bühler weiter. Er werde den Halter zum Seba-Aktionär machen, doch solle der Token weitere Eigenschaften haben, welche einen Kaufanreiz schaffen.