Seit über 100 Jahren ist vergangene Woche in England das erste neue Geldhaus an den Start gegangen: die Metro Bank. Was bedeutet das?

Dirk_Elsner_150Dirk Elsner war lange Banker. Er ist heute Unternehmensberater und betreibt den «Blick Log», einen Weblog über Wirtschaft, Finanzen, Management und mehr. Er schreibt regelmässig auch für finews.ch.

Der «FTD» fiel nichts besseres ein, als einen Beitrag mit der Überschrift «Bank lockt Kunden mit Hundefutter» zu überschreiben. Dies allein deshalb, weil die Vierbeiner bei diesem Geldhaus gratis Futter kriegen. Der Grund: Bankmitgründer Vernon Hill ist ein erklärter Hundenarr.

Aber lassen wir diese ermüdende Kritik, denn in England kommt es fast einer Revolution gleich, wenn dort eine neue Bank gegründet wird.

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vernon-hill-160Vernon Hill (Bild links) hat mit seinem Baby immerhin schon ein internationales Presseecho ausgelöst, um dass ihn die deutschen Neugründungen Fidor Bank und Noa Bank wohl beneiden dürften.

Die Metro Bank geht mit einer Service-Offensive an den Start. Dazu schreibt das «Handelsblatt»:

«Ein Jahrhundert lang hat sich keine neue Bank auf der Insel an den Start getraut, jetzt hat die Metro Bank die Durststrecke beendet und eine erste Filiale in London eröffnet – bis 2020 sollen 100 Standorte hinzukommen. Konzept: mehr Transparenz und besseren Service – sieben Tage die Woche geöffnet, Kreditkarten vor Ort binnen 15 Minuten, Frei-Kekse für Hunde, keine Sicherheitsglas-Scheiben.»

AnthonyThomson_160«Alles, was Sie an Ihrer bisherigen Bank hassen, wollen wir ändern», so lautet kurz gefasst die Devise der beiden Bank-Chefs Anthony Thomson (Bild links) und Vernon Hill. Und dazu schreibt der sonst eher zurückhaltend noble Economist: «Hut ab für Mister Hill», und freut sich über die Bankgründung, die endlich für mehr Wettbewerb sorge.

Auch die «Daily Mail» jubelt über die wachsende Konkurrenz in einem Sektor, der viel zu lange die Kunden betrogen und ausgebeutet habe.

«Telegraph» und «MoneyWeek» meinen, die Bank müsse mehr für die Sparer tun. Der «Independent» hält dagegen, dass dem Kunden der gute Service wichtiger sei als hohe Zinsen.

Im Wettbewerb mit Schwergewichten

Die Bank erhielt die Lizenz Anfang März und hat seitdem viel in Werbung investiert, um ihren neuen Ansatz bekannt zu machen. Die Bank tritt gegen echte Schwergewichte an: HSBC, Royal Bank of Scotland und Lloyds Banking. Aber diese Institute habe gerade in England viel Vertrauen durch die Finanzkrise verspielt, im Wettbewerb dominieren sie freilich noch den Markt.

Die Bank will vor allem mit Service punkten und setzt neue Benchmarks für Öffnungszeiten und Bearbeitungsgeschwindigkeit. Kritisiert wurden dagegen die niedrigen Zinssätze für Einlagen.

Die Kritiker übersehen dabei freilich, dass über dem Marktzins liegende Zinssätze wegen des damit verbundenen höheren Risikos erst recht Anlass zur Kritik gegeben hätten.

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Kasse gemacht in den USA

Gründer Hill hat Erfahrungen mit Bankgründungen. In New Jersey hat er 1973 die Commerce Bancorp mit neun Mitarbeitern und 1,5 Millionen Dollar Kapital gestartet. 2007 hatte das Institut 500 Niederlassungen und 15‘000 Beschäftigten.

Die Bank wurde 2007 verkauft für 8,5 Milliarden Dollar an die Toronto-Dominion Bank und firmiert seitdem unter diesem Namen. Hill hat für seinen 5-Prozent-Anteil über 400 Millionen Dollar gelöst.

Solide finanziert

Man darf gespannt sein, wie sich der Newcomer entwickelt. Mindestens einen grossen Vorteil hat die Metro Bank im Vergleich zu den Newcomern in Deutschland: Die Bank ist gut mit Kapital ausgestattet.

Die Nachrichtenagentur Reuters hat herausgefunden, dass das Institut mit 75 Millionen Pfund gestartet ist mit Investments unter anderem von Fidelity, Reuben Brothers und dem New Yorker City Immobilienentwickler Richard LeFrak. Bis Ende 2011 wird mit einer Untergrenze beim Tier-1-Kapitalverhältnis von 6 Prozent gerechnet.