Die Investmentbank der UBS befindet sich angesichts des widrigen Umfelds derzeit eher auf Schrumpfkurs. Um im lukrativen amerikanischen Markt zu wachsen, setzt das Institut auf eine Veteranin.
Es gibt nicht viele Investmentbanker mit den Verbindungen und dem Erfahrungsschatz von Ros L’Esperance. Die Karriere der Engländerin im US-Investmentbanking währt schon 32 Jahre.
Die lange Kontaktliste aus dieser Zeit soll sie nun erneut bei der UBS einsetzen, um im grössten Markt für die Beratung von Unternehmen bei Fusionen und Übernahmen (M&A) zu wachsen, wie das Branchen-Portal «Efinancialcareers» berichtete. Die Chefs der Einheit, Piero Novelli und Rob Karofsky, ernannten sie per 1. Oktober zu Co-Chefin des Global Banking, wo diese Geschäfte neu weltweit zusammengefasst werden.
Lukrative Kunden
In ihren fünf Jahren bei der Bank war sie bereits einmal für die Americas-Region in diesem Geschäft zuständig gewesen, hatte aber ab Ende 2017 keine Managementaufgaben mehr innegehabt. Als Executive Vice Chairman dürfte sie sich stattdessen auf die Betreuung ihrer Kontakte konzentriert haben, zu denen zum Beispiel der Private-Equity-Gigant Kohlberg Kravis Roberts (KKR) gehört.
Eigentlich ist die Investmentbank der UBS dabei, die Segel zu trimmen, nachdem die ganze Industrie unter einem Einbruch der Erträge leidet. Dieser ist allerdings in Europa besonders schwerwiegend, während die Abschwächung in den USA nicht das gleiche Ausmass angenommen hat.
Versüsste Geschäfte
Schon unter Novelli und Karofskys Vorgänger Andrea Orcel, welcher L’Esperance 2014 zur UBS holte, hatte die UBS ihre Ambitionen in den USA nicht erfüllen können. Die Bank kämpft in Übersee unter anderem damit, dass ihre Konkurrenten den Kunden das Geschäft auch mit Darlehen «versüssen» können, während die UBS sich in erster Linie auf die Qualität der Beratung beruft.
Dass sie dieses Geschäft beherrscht, hat L’Esperance bewiesen. Die ersten 21 Jahren ihrer Bankkarriere verbrachte sie bei Lehman Brothers, wo sie das Beratungsgeschäft im Private-Equity-Bereich aufbaute.
In der Geheimloge der Wall Street
Für ihre Leistung wurde sie dort im Jahr 2007 mit 11 Millionen Dollar belohnt, womit sie die einzige Frau unter den 50 bestbezahlten Angestellten der Investmentbank rangierte. Nach dem Kollaps des Instituts im Jahr darauf half sie, Teile des Geschäfts zur britischen Rivalin Barclays zu tragen, wo sie bis zum Wechsel zur UBS blieb.
Auch über ihre eigentliche Arbeit hinaus ist L’Esperance gut vernetzt: Sie wurde im Jahr 2011 Mitglied von Kappa Beta Phi, eine Art Geheimloge für Wall-Street-Granden.