Die Verkaufsgerüchte um die Fondsfirma GAM reissen nicht ab. Doch es kommt nicht von ungefähr, dass es bei den Spekulationen bleibt, wie finews.ch vernommen hat.
Das Dementi kam unmissverständlich: GAM wies am (gestrigen) Dienstag einen Bericht der Agentur «Bloomberg» über Verkaufsverhandlungen mit dem italienischen Versicherer Generali entschieden zurück. «GAM kann bestätigen, dass keine Gespräche mit der genannten Gesellschaft oder einem anderen Unternehmen über M&A Aktivitäten geführt werden», teilte das Schweizer Fondshaus mit.
In der Branche hat dies für einige hochgezogene Augenbrauen gesorgt. Es gilt dort als offenes Geheimnis, das GAM die amerikanische Grossbank Citigroup vor gut einem Jahr schon mit einem Verkaufsmandat beauftragt hat. Seither jagen sich die Gerüchte. Als mögliche Interessenten wurden schon die britische Konkurrentin Schroders und die Schweizer Grossbank UBS gehandelt; Kaufabsichten werden auch der amerikanischen Fondsfirma Columbia Threadneedle nachgesagt.
Interessenten stehen selber unter Druck
Und nun Generali: Kenner von GAM sagen, dass die Italiener tatsächlich interessiert gewesen seien, insbesondere an der Vertriebsorganisation im Belpaese. Umso mehr erstaunte das Dementi. «Die eigentliche Botschaft ist eine andere», sagt ein Finanzexperte, der anonym bleiben möchte. «Seit einem Jahr kann GAM nicht verkauft werden – das hat wohl seine Gründe.»
Die Fondsfirma selber wollte dazu gegenüber finews.ch keine Stellung nehmen. Sie verwies lediglich darauf, dass der Verwaltungsrat «immer Optionen prüft, um den Wert für Aktionäre und andere Interessengruppen zu maximieren».
Weshalb die Option eines Verkaufs bisher nicht geglückt ist, dafür kommen mannigfaltige Gründe in Frage. Einerseits steckt GAM im Turnaround und birgt damit für einen Käufer einiges an Unsicherheiten. Anderseits haben auch grössere Asset Manager derzeit mit gedrückten Kursen zu kämpfen, was den Wert von Aktien als Übernahmewährung schmälert. Und schliesslich, sagen Quellen, präsentiert sich das Fondshaus derzeit als Gemischtwaren-Laden.
Entflechtung als Lösung?
Der grössere Teil der verwalteten Vermögen liegt derzeit im Bereich Private Labelling, wo GAM Fonds für Dritte entwickelt und verwaltet. Dies ist ein solides Business, das allerdings nur Spezialisten in diesem Feld interessieren dürfte. Das eigentliche Investment Management ist wohl für Konkurrenten interessant, allerdings nur für sich alleine genommen oder gar nur auf einzelne Fonds reduziert.
Entsprechend halten sich die Käufer zurück, sagen Kenner. Sie erwarten, dass es auch dabei bleibt, wenn die Geschäftsbereiche nicht separat angeboten werden. Bis dahin dürfte die GAM-Führung das tun, was sie am Dienstag ankündigte: sich «auf die Vereinfachung des Geschäfts und die Verbesserung der Profitabilität» konzentrieren. Auch das könnte letztlich einem Verkauf zugute kommen.