Derzeit ist es sehr gefährlich, still zu stehen. Innovation hilft, die Margen zu verteidigen und zu wachsen. Deshalb bildet Innovation auch den Kern unseres Geschäftsmodells. Und, um ehrlich zu sein: Das macht das Tagesgeschäft spannender.

Diverse Banken in Besitz von Familien oder Partnern und Teilhabern haben derzeit schwer zu kämpfen. Entsprechend kommt es zu Fusionen oder Kooperationen. Welchen Weg schlägt Reyl ein?

Wir glauben, dass in der Unabhängigkeit der beste Weg für Reyl liegt.

«Man sagt uns, dass es heute so lange dauert»

Wir möchten aber Übernahmen in Nischen nicht ausschliessen und stehen auch für Kooperationen offen – wenn uns das bei der Beschleunigung des Wachstums hilft.

Mit Katia Coudray und Guido Bolliger von Asteria haben Sie zwei bekannte Ex-Kader der Genfer Banque Syz an Bord geholt. Jenes Institut gilt als Übermahmekandidat. Ist Reyl interessiert?

Dazu möchte ich mich nicht äussern. Ganz ehrlich wünsche ich Syz nur das Beste. Katia hatte die Bank schon verlassen, als wir sie rekrutiert haben. Guido hat bei Asteria eine neue Berufung gefunden.

In Luxemburg wollen Sie aber eine Konkurrentin übernehmen: Die skandinavisch-stämmige Öhman Bank. Hat Reyl dazu endlich grünes Licht vom Regulator erhalten?

Das braucht noch Zeit. Man sagt uns, dass es heute so lange dauert, um eine Akquisition für gut zu befinden. Die Regulatoren wollen auf Nummer sicher gehen.

Etwas weniger schlüssig scheint, dass sie nach dem Verkauf von RAM Active Investments an die italienische Mediobanca im Jahr 2017 nun wieder ein Asset Management aufbauen wollen. Das klingt nach Hüst und Hott.

Im Gegenteil, das Asset Management passt sehr gut in unsere Strategie der Diversifikation. Wir haben weiterhin einen guten Ruf in diesem Business und sind nun auf der Suche nach Nischen, wo wir profitabel wachsen können.

«Wer Unternehmer bedienen will, muss in diesen Märkten vor Ort sein»

Das trifft auf Impact-Investing zu – umso mehr, als wir in diesem Feld auch unsere Werte reflektiert sehen.

Die Investmentauguren erinnern uns jeden Tag daran, wie instabil die Finanzmärkte wegen der geopolitischen Lage geworden sind. Reyl ist als Vermögensverwalterin in Asien, den USA und Nahost unterwegs. Das sind allesamt politische Hotspots. Ist es Zeit für einen Rückzug?

Unser Investmentchef rät ebenfalls zu einer zunehmend konservativem Anlagestrategie! Die Welt ist derzeit wirklich ein sehr bewegter Ort. Allerdings ist es sehr wichtig für uns, über Europa hinaus im Ausland präsent zu sein. Wer Unternehmer und Family Offices bedienen will, muss in diesen Märkten vor Ort sein, um den persönlichen Service sicherzustellen.


François Reyl begann seine Karriere 1989 bei Jones Day in New York. Danach kam er als Anwalt zur Abteilung Corporate nach Paris, 1995 wechselte er zur Credit Suisse First Boston CSFB) in London, zuerst innerhalb der Abteilung Fusionen und Übernahmen und ab 1998 als Mitgründer der Operationen rund um Firmenkäufe auf Kredit. Reyl stiess 2002 als Partner und Leiter der Geschäftsentwicklung zur Banque Reyl, die sein Vater Dominique Reyl gegründet hatte, 2008 wurde er deren CEO und hat das ursprüngliche Private Banking um vier Sparten ergänzt.

Die jüngste Neuerung ist die Tochterfirma Asteria, die Impact-Investing betreibt. Im vergangenen Jahr erzielte die weltweit tätige Reyl-Gruppe einen Gewinn von 6,2 Millionen Franken auf verwalteten Vermögen von 11,4 Milliarden Franken.