Mit dem abrupten Wechsel an der Spitze drohen dem anglo-chinesischen Bankriesen erneut Turbulenzen. Immerhin ist die HSBC nun in der Schweiz wieder solide unterwegs.
Mit dem überraschenden Abgang von CEO John Flint nach nur 18 Monaten im Amt beherrscht die HSBC am (heutigen) Montag die Schlagzeilen in den Finanzmedien. Dabei ist beinahe untergegangen, dass der anglo-chinesische Bankriese auch Halbjahres-Resultate vermeldete. Und dass dabei das Schweizer Geschäft nach langer Durstrecke wieder in die schwarzen Zahlen zurückgefunden hat.
Wie aus dem Semesterbericht hervorging, erwirtschaftete die HSBC – einst die grösste Auslandsbank der Schweiz – hierzulande einen Gewinn von 11 Millionen Dollar (umgerechnet 10,6 Millionen Franken). Es ist dies der erste Halbjahres-Gewinn seit 2014. Dazu trug das Private Banking, die hiesige Paradedisziplin mit der HSBC Private Bank Switzerland, mit 2 Millionen Dollar bei.
Neues Team schreibt schwarz
Dies gegenüber einem Gesamtverlust im hiesigen Markt von 46 Millionen Dollar in der Vorjahresperiode, der fürs Gesamtjahr 2018 in einem Minus von 77 Millionen Dollar gipfelte. 2017 hatte sich der Verlust über alle Geschäftsbereiche in der Schweiz auf 184 Millionen Dollar belaufen.
Das Schweizer Plus darf sich die Equipe unter dem im Herbst 2018 als Schweiz-Chef angetretenen Alexander Classen ans Revers heften. Wobei letzterer wohl von den Restrukturierungsarbeiten unter seinem Vorgänger und Ex-UBS-Mann Franco Morra profitierte. Gleichzeitig wurde das Schweizer Private Banking enger an die Sparte Global Private Banking gebunden, die seit vergangenem September vom Ex-Goldman-Sachs-Banker António Simões geführt wird. Der gilt als äusserst ehrgeizig und schlägt beim Wachstum ein hohes Tempo an.
Hemmende Altlasten
Diesbezüglich erwies sich die Schweizer Privatbank für die HSBC lange Zeit als Hemmschuh. Hier nahm der Steuerstreit für den Bankriesen mit dem Ex-Angestellten Hervé Falciani seinen Anfang; 2006 und 2007 hatte Falciani viele Tausende Kundendaten HSBC Private Bank in Genf gestohlen und ausländischen Behörden angeboten. Weltweit wurden danach viele Steuerbetrüger durch diese Daten überführt.
Während Falciani in der Schweiz Haft droht, schlägt sich seine einstige Arbeitgeberin weiter mit Altlasten aus dem Steuerstreit herum. So ist die HSBC Privatbank in der Schweiz weiterhin mit Strafuntersuchungen in den USA und in Belgien konfrontiert.