Unternehmer haben das Interesse an Börsengängen verloren. Um Firmen trotzdem den Zugang zu Kapital zu sichern, hat die UBS eine neue Einheit gegründet. Die Details erklärt Piero Novelli, Co-Chef der Investmentbank, im Gespräch mit finews.ch.
In der weltweiten Vermögensverwaltung der UBS sind die wohlhabendsten Kunden – oft Unternehmer – seit Jahren besonders wichtig. Doch viele dieser Superreichen haben ein doppeltes Problem: Ihre privat gehaltenen Unternehmen brauchen Kapital, während es immer schwieriger wird, das eigene Vermögen gewinnbringend zu investieren.
Mit einer neuen Einheit, welche am Mittwoch in einem internen Schreiben angekündigt wurde, will die UBS dem Abhilfe schaffen. Private Capital Markets, im Bereich Corporate Client Services der Investmentbank unter Piero Novelli angesiedelt, schlägt die Brücke zwischen den flüssigen Mitteln der Kunden in der Vermögensverwaltung und dem Kapitalbedarf privater Unternehmen.
Doppelt so schnelles Wachstum
«Als grösster Vermögensverwalter der Welt wollen wir unseren Kunden Zugang zu den besten Investments bieten», sagte Novelli im Gespräch mit finews.ch. «Private Capital Markets hält gerade für unsere Ultra High Net Worth Kunden entsprechende Möglichkeiten bereit.»
Im Vergleich zum an den Börsen gehandelten Volumen ist der private Markt in den letzten 20 Jahren doppelt so schnell gewachsen, wie Novelli und sein Investmentbank-Co-Chef Rob Karofsky im Memo schrieben. Die Anzahl kotierter Unternehmen hat sich zum Beispiel in den USA im gleichen Zeitraum halbiert.
Firmengründer haben keine Lust
«Es gibt drei Treiber dafür, dass Unternehmer nicht mehr an die Börse wollen: Zum einen die Offenlegungspflichten, dann der Trend hin zu passiven Anlagefonds, welche kein Interesse haben, zur langfristigen Entwicklung eines Unternehmens beizutragen. Sowie die immer aggressiveren aktivistischen Investoren», erklärt M&A-Banker Novelli den Trend. «Firmengründer haben keine Lust, sich mit deren Forderungen nach Aktienrückkäufen oder Kostensenkungen herumzuschlagen, statt sich um Kunden, Mitarbeiter und Produkte zu kümmern.»
Um zum Beispiel den Sprung in einen neuen Markt zu finanzieren, brauchen diese Unternehmen allerdings weiterhin Kapital. Hier will die UBS in die Bresche springen.
Vorteil der UBS
Im Unterschied zu anderen Grossbanken haben die Schweizer dabei einen Vorteil: Die UBS betreut 80 Prozent der Milliardäre in Asien, die Hälfte dieser Kategorie in Europa und auch in den USA ist es noch ein Viertel, welche Kunde des weltweit grössten Vermögensverwalters sind.
Novelli lässt wenig Zweifel daran, dass diese Kunden bei entsprechenden Gelegenheiten bevorzugt behandelt werden. Die Milliardäre stehen dabei in Konkurrenz zu Staatsfonds, Pensionskassen, Private-Equity-Vehikeln und immer öfter sogar Hedgefonds, die auf der Suche nach renditeträchtigen Anlagen ebenfalls zunehmend in den privaten Bereich vorstossen.
Gründliche Due Diligence
Bei der UBS ist man sich des Risikos bewusst, dass grosse Investitionen in private Unternehmen auch schiefgehen können. Selbst bei grossen Börsengängen hat sich die Investmentbank schon über die Werthaltigkeit geirrt – UBS war zum Beispiel in einer Nebenrolle am IPO von Snapchat beteiligt.
«Wir profitieren als UBS bei diesen Investoren von einem Vertrauensbonus», sagt Novelli. «Dementsprechend gründlich muss die Due Diligence sein, bevor wir damit zu potenziellen Investoren gehen.»
500 Millionen Dollar
Nicht nur für die Kunden der UBS dürfte das neue Angebot lukrativ werden: Im Unterschied zum bestehenden Geschäft der Investmentbank ist der Wettbewerb um Mandate von privaten Unternehmen weniger intensiv. Zudem erlaubt gerade die mangelnde Transparenz aufgrund der fehlenden Offenlegungsplichten, höhere Preise zu verlangen.
Novelli sieht Private Capital Markets denn auch in derselben Liga wie Equity Capital Markets, also das Geschäft mit Börsengängen – und Debt Capital Markets, die Aufnahme von Fremdkapital mit Hilfe einer Investmentbank.
«Es ist schwierig, bereits Vorhersagen zum Volumen zu machen. Doch wenn wir alles richtig machen, sollte dieses Geschäft ebenso wichtig werden wie DCM oder ECM», sagt Novelli, der die Leitung der Investmentbank letztes Jahr zusammen mit Karofsky von Andrea Orcel übernommen hat. «Ich würde nicht ausschliessen, dass wir damit vielleicht Erträge von circa 500 Millionen Dollar pro Jahr generieren. Bis wir soweit sind, dürfte es aber mehrere Jahre dauern.»