Die Schweizer Finanzbranche sei international gesehen relativ gross. Doch das habe sich bisher leider nicht in ihrem Innovationsgrad ausgedrückt, sagt Reto Ringger, Gründer der Globalance Bank, im Interview.
Herr Ringger, Ihre Globalance Bank wurde unlängst von der Zeitschrift «Bilanz» als beste Privatbank ausgezeichnet mit der Begründung, sie sei anders als die anderen. Was machen Sie anders als Ihre Konkurrenz?
Wir denken und handeln anders. Was uns unterscheidet ist, dass wir nicht nur eine Rendite erwirtschaften, sondern Geld ein Gesicht geben.
Das müssen Sie uns noch etwas genauer erklären.
Wenn Sie heute Vermögen anlegen, wissen Sie nicht, was Ihr Geld bewirkt. Sie wissen nicht, welche Wirkung Ihr Vermögen auf die Volkswirtschaft, die Gesellschaft oder unseren Planeten hat. Sie erhalten zwar einen Depotauszug, können darauf aber nicht erkennen, was mit Ihrem Geld passiert.
«Für die Millennials gibt es keine Diskussion mehr zur Frage, ob man nachhaltig investieren soll oder nicht»
Ähnlich wie bei Google Map, zeigen wir unseren Kunden auf, wo und wie ihr Vermögen auf der Welt arbeitet, ob es gut oder schlecht für die Volkswirtschaft, Gesellschaft oder Umwelt ist, kurz: Was der Fussabdruck des Vermögens ist.
Wer sind Ihre Kunden?
Sie sind interessiert an diesen Themen und wollen bei den nachhaltigen Zukunftstechnologien möglichst früh dabei sein. Es sind zukunftsorientierte Menschen, viele Frauen – deutlich mehr Frauen als Männer – die Millennials, für die es keine Diskussion mehr gibt zur Frage, ob man nachhaltig investieren soll oder nicht. Für diese Generation ist das ein Must. Im Weiteren sind es Stiftungen und Familien.
Die düsteren Aussagen zum Zustand unserer Erde vor allem im Bereich der Ökologie und Bewegungen wie die Schülerstreiks für das Weltklima zeigen: Ihr Timing stimmt.
Ja und nein. Ich selbst habe schon 1995 eine Firma gegründet, die sich damals mit diesen Anlagethemen beschäftigt hat und war dabei sehr früh. Wir machen das nun schon seit 25 Jahren, und wenn wir die globalen Herausforderungen anschauen, stehen wir erst am Anfang. Eine spannende Periode steht vor uns.
Warum sind Sie die einzige Anlegerbank, die so konsequent auf Innovationen und Nachhaltigkeit setzt?
So konsequent in eine Richtung zu gehen, ist für «alteingesessene» Banken unglaublich schwierig. Es geht ja nicht nur um Anlagen, sondern auch um die Strategie, die Unternehmensphilosophie, die Kultur und Auswahl und Förderung der dazu passenden Mitarbeiter.
«Die Schweizer Finanzbranche ist gross, was sich aber bisher nicht in ihrem Innovationsgrad ausgedrückt hat»
Die meisten Banken denken und handeln sehr kurzfristig. Wir glauben jedoch an die grösseren, langfristigen Megatrends und dass sich unsere Welt in den nächsten Jahren sehr stark verändern wird.
Zudem gibt es im Banking relativ wenig Innovation, wenn wir uns mit der IT-Branche oder der Konsumgüterindustrie vergleichen. Die Finanzbranche in der Schweiz ist international gesehen relativ gross, was sich bisher leider nicht im Innovationsgrad unserer Branche ausgedrückt hat.
Was sind für Sie und Ihre Anleger gute Beispiele für nachhaltig erfolgreiche Innovation?
Technologien, die der Menschheit helfen, die grossen Herausforderungen zu lösen und innovativer und effizienter mit den Ressourcen umzugehen. In Deutschland etwa werden von Infineon neue Lichtsysteme entwickelt, die neue Anwendungen ermöglichen und massiv weniger Strom verbrauchen.
«Das sind häufig private Unternehmen, die nicht an die Börse wollen»
In den USA entwickeln «Technologie-Unternehmen» einen fleischlosen Hamburger und revolutionieren dadurch die Nahrungsmittelindustrie. In der Schweiz wiederum tüftelt man an Robotern, die in Kombination mit Künstlicher Intelligenz die Landwirtschaft verbessern, indem sie einen neuen Umgang mit dem Boden, dem Wasserverbrauch oder dem Einsatz von Pestiziden ermöglichen.
Aber das sind häufig private Unternehmen mit kleinem Aktionariat, die nicht an die Börse wollen – auch dies übrigens eine neue Entwicklung. Da einzusteigen, ist auch für uns nicht immer einfach – obwohl wir den Vorteil haben, ein langfristiger Partner zu sein.
- Dieses Interview ist ursprünglich auf der Partnerseite travelnews.ch erschienen, wo auch eine längere Fassung zu lesen ist.
Reto Ringger ist der Gründer und CEO der Globalance Bank. Er referiert am 26. Juni 2019 am Hospitality Technology Forum (HTF) zum Thema «In die Zukunft investieren – Wie Unternehmen mit einem neuen Mindset und innovativen Technologien nachhaltig erfolgreich sind».