Er soll in der Karibik einen Hotelangestellten getötet haben. Doch dies zum Schutz seiner Familie, sagt UBS-Banker Gavin Hapgood. Die Geschichte wirft viele Fragen auf. Jetzt tritt ein Zeuge an die Öffentlichkeit.
Während dem ruhigen und entspannenden Familienurlaub auf der karibischen Insel Anguilla soll der amerikanische Finanzberater der Schweizer Grossbank UBS, Gavin Scott Hapgood, einen Hotelangestellten getötet haben.
Hapgood bezeichnet die Tat als Notwehr, Kenny Mitchel – der Angestelle – habe in Hoteluniform an die Tür des Zimmers geklopft und nach dem Betreten des Raumes Hapgood und seine beiden Töchter mit einem Messer attackiert. Hapgood, ehemaliger Football-Spieler, rang mit Mitchel, während die beiden Töchter an der Rezeption Hilfe holten.
Einige Ungereimtheiten
Der Mitarbeiter der Rezeption erzählte dem amerikanischen Magazin «Page Six», er habe Mitchel auf dem Boden liegend und Hapgood auf seinem Bauch sitzend vorgefunden. Hapgood soll dem Mann einen Arm in die Kehle gedrückt und sich laut dem Mitarbeiter geweigert haben, aufzustehen, bevor die Polizei eingetroffen oder Mitchel adäquat gefesselt worden sei.
Auch im Zimmer habe der Mitarbeiter ein Letterman-Multitool mit halb ausgefahrener Klinge gesehen. Zwischen den Zeugenaussagen des Angestellten und der Frau von Hapgood bestehen einige deutliche Unterschiede. So soll die Frau Mitchel gefilmt haben, was sie bestreitet. Ausserdem sagt der Zeuge, dass die auf einem später von der Familie veröffentlichten Foto deutlich sichtbaren Verletzungen Hapgoods erst im Nachhinein entstanden sein müssen, da auf seinem weissen Oberteil kein Blut zu sehen war.
Überraschende Kaution
Laut dem vorläufigen Stand der Ermittlungen starb Mitchel einen lagebedingten Erstickungstod und erlitt stumpfe Gewalteinwirkung an Kopf, Nacken und Oberkörper. Inzwischen ist Hapgood auf Kaution von 74'000 Dollar – die ihm erst verwehrt und dann doch gewährt wurde – entlassen worden und zurück in die USA gereist. Am 22. August soll der Prozess auf Anguilla stattfinden.
Die UBS liess gegenüber dem Magazin ausrichten, sie sei sich der jüngsten Ereignisse in Anguilla bewusst und verfolge die Situation aufmerksam. Und: «Wie Sie verstehen werden, wäre es für uns nicht angemessen, einen Kommentar im Zusammenhang mit einem laufenden Strafverfahren abzugeben.»