Die Schweizer Grossbank befindet sich seit Jahren im ständigen Umbau. Finanzchef David Mathers ist das einzige Geschäftsleitungsmitglied, das jeden Winkel der Credit Suisse kennt. Das macht ihn unersetzlich.
Ungefähr ist für David Mathers nicht exakt genug: Auch wenn es der Fragende gar nicht so genau wissen wollte, tippte der Finanzchef (CFO) der Credit Suisse (CS) bei einem Interview vor zwei Jahren so lange auf dem Taschenrechner herum, bis er seine Antwort auch belegen konnte.
Dieselbe Detailversessenheit legt der Engländer auch im Alltagsgeschäft an den Tag. David Mathers wurde vor knapp neun Jahren unter dem damaligen Chef Brady Dougan zum CFO – er kennt jede Schraube der Bank.
Leichen im Keller
Das war einer der Gründe dafür, dass Mathers auch nach der Ablösung von Dougan durch Tidjane Thiam 2015 seinen Job behielt. «Er weiss, wo die Leichen im Keller der Credit Suisse liegen», schrieb der Analyst Dan Davies damals. «Vor allem, weil er diese selbst dorthin gebracht hat.»
Erst letzten Monat hat Mathers ein weiteres Revirement der Geschäftsleitung überlebt, davor kursierten Gerüchte über seinen Abgang. Doch der Mann scheint für die CS derzeit unersetzlich.
Für das tägliche Funktionieren ist er zuständig
Seine tiefen Kenntnisse zum Räderwerk der CS hat der 53-Jährige nicht erst ab seinem im Jahr 2010 erfolgten Eintritt in die Geschäftsleitung der Grossbank erlangt. Die drei Jahre davor war er CFO und Operativchef der CS-Investmentbank gewesen. Wobei diese damals namentlich im Handel mit Festverzinslichen ganz vorne mitspielte.
Dougan heimste in der Öffentlichkeit zwar das Lob für seine sichere Hand während der Finanzkrise ein – für das tägliche Funktionieren der Investmentbank spielte Mathers ebenfalls eine wichtige Rolle. Er spielte eine wichtige Rolle bei einer Neuausrichtung der Investmentbank im Herbst 2008, welche in den folgenden Jahren für höhere Gewinne sorgte.
Dem Vernehmen nach bezeichnete Mathers den damaligen Plan intern als «Plan E». Pläne A, B, C, und D waren gescheitert, viele zusätzliche Optionen hätte die Bank nicht gehabt.
In Krisen zur Höchstform
Seine Kenntnisse der CS stammen denn auch daher, dass er für seinen Arbeitgeber mehr als einmal die Kastanien aus dem Feuer holen musste. Bei diesen Einsätzen läuft er zur Höchstform auf.
Obwohl er sich seiner Wichtigkeit für die Bank bewusst war, machte er seinen Chefs allerdings nie das Rampenlicht streitig. Das gilt für seinen Erfolg beim Abbau der Altlasten, welche Tidjane Thiam nach seinen Antritt im Jahr 2015 möglichst schnell loswerden wollte.
Dasselbe stimmt auch für die Kapitalerhöhung der CS im Sommer 2012, wo es das Sicherheitsbedürfnis der Schweizerischen Nationalbank zufriedenzustellen galt.
Enge Kontakte zu Olayan und Norges
Während der Abbau der sogenannten Strategic Resolution Unit in den letzten drei Jahren ein langfristiges Projekt war, musste es 2012 schnell gehen. Innerhalb eines Monats trommelte Mathers genug Kapital zusammen, um den Anforderungen der SNB zu genügen. Damals hatte die Bank zuerst abgestritten, überhaupt zusätzliche Eigenmittel zu brauchen.
Bei dieser Hauruck-Aktion kam Mathers seine beeindruckende Intelligenz zugute, die ihm jeder Gesprächspartner von finews.ch attestierte. Mit seiner geradlinigen Art konnte er Investoren wie die Norges Bank, den Norwegischen Staatsfonds, an Bord holen.
Er pflegt ausserdem sehr enge Beziehungen zur saudischen Olayan Gruppe, ebenfalls ein Grossaktionär der Credit Suisse, der die Kapitalerhöhung 2012 mitmachte.
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