Finanzinstitute sind eine der wichtigsten Stützen der Schweizer Wirtschaft. Die Banken schaffen durch den Bezug von Vorleistungen weit über 170‘000 Jobs in anderen Branchen – Tendenz steigend.
Martin Hess ist Leiter Wirtschaftspolitik bei der Schweizerischen Bankiervereinigung
Die vom Banken- und Versicherungsverband jährlich in Auftrag gegebene Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Finanzsektors präsentiert sich jeweils wie ein vorweihnachtliches Geschenk. Dieses ist heuer besonders wertvoll: Die Finanzinstitute trugen 2017 rund 60 Milliarden Franken oder 9,2 Prozent zur Schweizer Wirtschaftsleistung bei und schufen in anderen Branchen weitere Wertschöpfung und Arbeitsstellen, wie aus der neuesten Polynomics Analyse zur volkswirtschaftlichen Bedeutung des Finanzsektors hervorgeht.
Schluss mit der Stagnation
Speziell erfreulich ist das ausgewiesene Wachstum des Bankensektors von 2,1 Prozent. Dieses hatte in den vergangenen Jahren aufgrund der verstärkten Outsourcingaktivitäten stagniert. Im Jahr 2017 nahmen sowohl die Eigenfertigung als auch der Bezug von Vorleistungen zu. Somit profitieren auch andere Branchen durch die stetig zunehmende Belieferung von Banken mit Produkten und Dienstleistungen.
Die erhöhte Vorleistungsnachfrage ist vorab auf die Investitionen in digitale Innovationen zurück-zuführen. Damit sichern sich die Banken ihre längerfristige Wettbewerbsfähigkeit. Aber auch regulatorisch bedingte Sonderfaktoren, wie die Verlagerung von Aufgaben aus dem Stammhaus einer Grossbank in eine konzerninterne Dienstleistungsgesellschaft, fielen ins Gewicht.
Regelrechtes Jobwunder
Die erneut höheren Vorleistungsbezüge führten zu einem regelrechten Jobwunder. Mit fast 172‘000 ist die Anzahl der durch Banken generierten Vollzeitstellen in anderen Wirtschaftsbranchen um 3,2 Prozent höher als im letzten Jahr. Im Jahr 2017 generierten die Banken als Katalysatoren somit an jedem einzelnen Arbeitstag netto 25 neue Jobs in anderen Bereichen der Schweizer Wirtschaft.
Den Verschiebungen von Arbeitsstellen in andere Branchen zum Trotz stellt Polynomics über die zwei veregangenen Jahrzehnte ein Stellenwachstum von 15 Prozent im Bankensektor fest. Es ist zu vermuten, dass dies aufgrund des technologischen Strukturwandels nicht mehr im selben Umfang der Fall sein wird. Die Analysen prognostizieren kurz- und mittelfristig einen leichten jährlichen Rückgang der Beschäftigung bei den Banken im Promillebereich.
Katalysatoren für neue Arbeitsplätze
Tendenziell negativ auf die Arbeitsnachfrage innerhalb der Bankenbranche wirken sich alternative Dienstleistungen sowie Prozessoptimierungen aufgrund des technischen Fortschritts aus. Dies beschleunigt neue Kooperationsmodelle zwischen den etablierten Finanzinstituten und anderen Wirtschaftsakteuren.
Will heissen, die Banken schaffen viele neue Jobs in anderen Branchen und weniger in der eigenen. Die Rolle als Jobkatalysator in der Schweizer Wirtschaft ist ihnen aber auch in Zukunft sicher.
Zukunftsaussichten besser als prognostiziert
Dem prognostizierten Beschäftigungsrückgang zum Trotz: Die Wachstumsaussichten erachtet Polynomics als gut. In der kurzen Frist dürfte das Wachstum sogar die Drei-Prozent-Marke knacken.
Diese Prognose dürfte die tatsächliche Bedeutung der Bankdienstleistungserbringung zudem deutlich unterschätzen. Die zunehmende Verschiebung vieler Dienstleistungen in virtuelle Bereiche wird im Bruttoinlandprodukt (BIP) nämlich kaum statistisch erfasst. Es muss unser Anspruch sein, tatsächliche Verbesserungen bei den Kennzahlen zu erreichen. Denn dann würde die Zunahme der Arbeitsproduktivität endlich statistisch korrekt abgebildet.