Drei Jahre nach der Gründung wird die China Construction Bank Schweiz von Kunden überrannt, sagt der operative Chef Holger Demuth zu finews.ch. Das Institut hat clever eine Brückenfunktion eingenommen.
Dafür, dass es sich um den Schweizer Aussenposten des zweitgrössten Geldhauses der Welt handelt, ist es sehr still um die Niederlassung an der Zürcher Beethovenstrasse (Bild unten). War im Jahr 2015 die Eröffnung der China Construction Bank (CCB) Schweiz noch mit Pomp gefeiert worden, ist das Institut längst aus den Schlagzeilen verschwunden.
Dies, obwohl China zurzeit wegen des Handelsstreits mit den USA und einer in der Volksrepublik festgehaltenen UBS-Bankerin am hiesigen Finanzplatz viel zu reden gibt.
«Die Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA betreffen unser Geschäft in der Schweiz kaum», hebt Holger Demuth, der für die Finanzen und die operative Leitung des Bank zuständig ist, den Vorhang für finews.ch.
Für den erfahrenen Banker, der unter anderem bei der Privatbank Clariden Leu und der Credit Suisse Führungspositionen innehatte, dürfte das eine Erleichterung sein. Nach eigenen Worten hat er nämlich mit dem Tagesgeschäft mehr als genug zu tun.
Weite Nische
«Wir werden von der Nachfrage beinahe überrannt», sagt Demuth. Und erklärt mit sichtlichem Stolz, wie die CCB Schweiz in den vergangenen drei Jahren ihre Nische gefunden hat. Wobei Nische eigentlich das falsche Wort dafür ist: Als einzige lizensierte Stelle für den Handel mit der China-Währung Renminbi in der Schweiz konzentriert sich das Institut auf die 300 grössten Schweizer Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen nach China pflegen.
Dasselbe gilt umgekehrt für grosse chinesische Firmen mit Interessen in der Schweiz und Europa.
Die Mithilfe bei der im Jahr 2017 abgeschlossenen Fusion des Chemieriesen Chemchina mit dem Basler Agrochemie-Konzern Syngenta war ein erster grosser Sprung für die Schweizer CCB-Niederlassung; inzwischen geht Demuth bei den Finanzabteilungen der grössten Konzerne des Landes ein uns aus.
«Wir erhalten fast bei jedem Unternehmen, das wir angehen, einen Termin. Auf 70 Prozent dieser Termine folgt innerhalb der nächsten zwölf Monaten eine Geschäftsbeziehung», berichtet der Schweizer Banker.
Direkter Draht nach China
Demuth ist zu Diensten. Dank dem direkten Draht in die Volksrepublik organisieren die rund 35 Mitarbeitenden der Zürcher CCB-Filiale für die Schweizer Firmen nicht nur klassische Bankgeschäfte, sondern lösen auch Aufgaben aller Art in China.
Die CCB Gruppe beschäftigt insgesamt 380'000 Mitarbeitende, die allermeisten davon im chinesischen Heimmarkt. Da ist die richtige Ansprechperson im für Westler immer noch undurchsichtigen Riesenmarkt oftmals innert Tagesfrist gefunden, sagt Demuth.
«Mit der klaren Positionierung und der sehr konkreten Unterstützung, die wir für die Schweizer Wirtschaft leisten, haben wir grossen Erfolg», resümiert der Ex-CS-Banker. Wie er es wahrnehme, seien auch die Kollegen in Peking stolz auf die Filiale in Zürich. «Wir wachsen schneller als alle anderen CCB-Niederlassungen in Europa und werden dieses Jahr profitabel abschliessen», so Demuth.
Finanzpolitische Rolle
Doch nicht nur im Firmenkundengeschäft hat sich die CCB zu einer Art Brücke zwischen der Alpen- und der Volksrepublik gemausert. Als von der chinesischen Zentralbank mandatierte Stelle für den Schweizer Renminbi-Hub kommt der Niederlassung eine finanzpolitische Rolle zu; dank der Lage im Herzen des Zürcher Finanzplatzes eignet sie sich zudem als Station für Behördendelegationen. Wie in der Branche zu erfahren ist, sollen an der Beethovenstrasse schon hochdotierte Treffen stattgefunden haben.
Da stört es kaum jemanden, dass sich die mit dem Schweizer Renminbi-Hub verbundenen Hoffnungen noch nicht eingestellt haben. Die Nachfrage nach dem Renminbi wachse langsam, die Devise sei noch keine Weltwährung, erklärt Demuth. Immerhin: Die Umsätze mit der China-Währung in Zürich steigern sich ihm zufolge im zweistelligen Prozentbereich.
«Ich hätte mit 15 Mandarin lernen sollen»
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