3. Schlug Thiam grosser Widerstand entgegen?

Das Plus

Die vergangenen drei Jahre sind für die CS und für Thiam sicherlich kein Spaziergang gewesen. Doch das bereits beim britischen Versicherer Prudential erprobte Rezept Thiams funktionierte auch bei der CS: Baue ein loyales Team, das eine gemeinsame Strategie verfolgt und intern durchsetzt.

Bei der CS stiess Thiam darum auch auf weniger «kulturellen» Widerstand als etwa John Cryan bei der Deutschen Bank.

Das Minus

Einzig die Investmentbanker in New York drohten Thiam einen Strich durch die Rechnung zu machen. Er hatte die Abwicklung von riskanten Handelspositionen durchgesetzt und so einen Milliarden-Abschreiber verursacht. Gleichzeitig äusserte sich Thiam eher abschätzig über die Investmentbanker, die ihr Geld kaum wert seien.

Der Gegenschlag kam prompt – in Form einer Hetzkampagne in der «New York Times» und im «Wall Street Journal», die direkt auf Thiams Person und dessen Integrität abzielte. Trotzdem gelang es dem CS-Chef, die Wogen zu glätten; Tim O'Hara ersetzte er durch Brian Chin, der seither eine risikoärmere Strategie in der Investmentbank vertritt.

«Widerstand» leisteten auch die Resultate der CS: Unter Thiam resultierte dreimal in Folge ein Jahresverlust, dreimal wegen Abschreibern: im Jahr 2015 wegen tieferem Goodwill in der Investmentbank, 2016 wegen Rückstellungen für eine Busse und 2017 wegen Wertberichtungen auf Steuergutschriften.

Dass die CS operativ tatsächlich Fortschritte machte, verblasste ob der Milliardenverluste jeweils – zum Ärger Thiams.

Widerstand schlägt Thiam allerdings auch aus den Märkten entgegen: Die CS-Aktie hat sich nur zäh von ihrem Tiefstkurs von Mitte 2016 gelöst. Investoren sehen im Geschäftsmodell der CS wohl noch immer die frühere Investmentbank mit ihren Risiken und honorieren die stabileren Ertragspfeiler in der Vermögensverwaltung zu wenig.

4. Machte Thiam auch Fehler?

Das Minus

Der grösste Fehler Thiams war (und ist noch immer) seine kaum vorhandene Sensibilität in Sachen Managerlöhne und -boni. In drei Jahren als CEO der CS verdiente Thiam knapp 40 Millionen Franken.

Dem steht ein kumulierter Verlust von rund 6,5 Milliarden Franken gegenüber. Auf Kritik an seinem Salär reagiert Thiam jeweils gereizt, Zugeständnisse und Abstriche machte er erst nach erheblichem Druck von Stake- und Shareholdern.

Seine Sicht der Dinge, er habe im Prinzip keine Schuld an den Milliardenverlusten, wurde in der Schweiz als Arroganz und Abgehobenheit gewertet – während von Thiam nach seiner anfänglichen Charmeoffensive Zurückhaltung und Bescheidenheit erwartet worden war.

Das Plus

Andere Fehler konnte Thiam ausbügeln. Als unter den New Yorker Investmentbankern ein Aufstand drohte, markierte er Präsenz vor Ort und glättete die Wogen. Den minutiös vorbereiteten Börsengang der Swiss Universal Bank quasi in letzter Minute abzublasen, war keine Niederlage, sondern eine logische Konsequenz, um die Kapitalbasis zu stärken.