Eigentlich wäre Jean-Daniel Papilloud bis 2021 als Präsident der Walliser Kantonalbank gewählt. Doch nun geht er vorzeitig. Was steckt dahinter?
Vor gut einem Jahr wählte die Generalversammlung der Walliser Kantonalbank (WKB) den Verwaltungsrat für die kommenden vier Jahre. Dabei wurde auch Jean-Daniel Papilloud als Präsident des Verwaltungsrats wiedergewählt. Er sitzt seit 2013 an der Spitze des Gremiums.
Nun will der 67-Jährige plötzlich nicht mehr und stellt sein Amt an der kommenden Generalversammlung im Mai zur Verfügung. Der Verwaltungsrat nehme «diese persönliche Entscheidung im Interesse der Bank» zur Kenntnis, insbesondere im Hinblick auf den Führungswechsel in den nächsten drei Jahren, teilte die WBK am Mittwoch mit.
Neuer Präsident binnen zwei Monaten
Der Rücktritt setzt den Walliser Staatsrat unter Druck. Dieser muss nun bis zur Generalversammlung am 16. Mai der WKB ein neues Verwaltungsratsmitglied aus dem Hut zaubern und einen neuen Präsidenten bestimmten. Dies schreiben die Statuten der WKB vor.
Papilloud stand insgesamt 26 Jahre im Dienste der WKB. 1992 trat er als Präsident der Generaldirektion ein und wurde 2012 zum Vizepräsidenten des Verwaltungsrats ernannt. Seit 2013 agiert er als Präsidenten des Gremiums.
WKB im Fokus einer Pharma-Affäre
Sein Rückzug könnte dem Vernehmen nach im Zusammenhang mit einem Kredit in der Höhe von 85 Millionen Dollar stehen, den die Walliser Kantonalbank der inzwischen in Konkurs geratenen Firma Alkopharma mit Sitz in Martigny gewährt haben soll. Die Firma ging 2012 Konkurs. Der Bank soll dadurch einen Verlust von 17 Millionen Dollar entstanden sein.
Wie verschiedene Westschweizer Medien im vergangenen Januar berichteten, soll der damalige Direktor von Alkopharma mit Papilloud, damals noch WKB-Generaldirektor, eine freundschaftliche Beziehung gepflegt haben.
Pikant: Alkopharma hat erwiesenermassen beim Kinderkrebsmittel «Thiotepa» die Verfalldaten mit Umetikettierungen gefälscht. Die Verantwortlichen der Firma gaben dies zu. 2016 erfolgte denn auch die Verurteilung durch das Bezirksgericht Martigny.
Auch Finma involviert
In der Folge sah sich die WKB nach der Berichterstattungen in der Sonntagspresse genötigt, eine Mitteilung zu veröffentlichen. Darin schrieb sie, dass sie aus Prinzip und aufgrund gesetzlicher Verpflichtung keine bestehende oder nicht bestehende Geschäftsbeziehung mit Dritten kommentiere.
Zudem betonte die Bank, dass sie sich betreffend Kreditverwaltung «streng nach den gesetzlichen und reglementarischen Vorschriften» richte sowie Wertberichtigungen und individuelle Rückstellungen «für alle erkennbaren Verlustrisiken» bilde.
In einer kürzlich eingereichten dringlichen Interpellation verlangt die Walliser Politik nun aber Antworten in dieser Affäre. Demnach hat sich auch die Finanzmarktaufsicht (Finma) eingeschaltet und trifft nun weitere Abklärungen.