Tom Naratil hat in den Bonusvereinbarungen für die UBS-Broker eine Knebelklausel eingebaut. Dafür musste sich der Wealth-Management-Chef entschuldigen – doch in der Sache bleibt er hart.
Tom Naratil, seit kurzem Co-Chef des Global Wealth Management der UBS und für Nord- und Südamerika verantwortlich, führt seinen Kampf gegen die hohe und teure Fluktuation unter seinen Kundenberater fort.
Dabei behalf sich Naratil jetzt eines unfairen Mittels: In den Bonusvereinbarungen für seine Broker für das Jahr 2017 baute er eine neue Knebelklausel ein. Diese besagt, dass es Brokern im Falle eines Austritts aus der UBS während zwölf Monaten strikt untersagt ist, UBS-Kunden zu kontaktieren. Andernfalls sei die UBS berechtigt, rechtlich gegen die Broker vorzugehen.
Entschuldigung im Conference Call
Naratil «versteckte» diese Klausel in der Standard-Bonusvereinbarung, ohne die Angestellten darauf aufmerksam zu machen. Das blieb nicht ohne Folgen. Wie die US-Finanzseite «Advisorhub» berichtete, musste Naratil diesen Mittwoch einen Conference-Call mit Tausenden von UBS-Brokern ansetzen, in welchem er sich für das Vorgehen entschuldigte.
Der Wealth-Management-Chef habe eingeräumt, dass Vorgehen sei «ungeschickt» gewesen, wichtige Informationen weiterzugeben, welche die Kompensation und das Arbeitsumfeld betreffen.
Aber der Knebelvertrag bleibt
Die Entschuldigung änderte allerdings nichts am Vorgehen selber: Die Kundenberater erhalten ihren Bonus nur, wenn sie die Vereinbarung und damit auch die Knebelklausel akzeptieren. Naratil räumte allerdings jenen Brokern, welche die Vereinbarung bereits unterschrieben hatten, weitere Bedenkzeit ein und die Möglichkeit, auf den Bonus zu verzichten.
Alles in allem habe der Conference Call mit Naratil drei Minuten gedauert. Fragen habe der Wealth-Management-Chef keine zugelassen. Während Naratil die Klausel damit begründete, einheitliche Regelungen zu schaffen, war sein Vorgehen für die Moral unter den Wealth Managern nicht förderlich, wie «Advisorhub» feststellte.
Broker sprechen von «Vertragsknechtschaft»
Offenbar gebe es eine nicht unerhebliche Anzahl von Brokern, welche die Vereinbarung nicht unterzeichnen werde, um ihre Freiheit zu bewahren, sollen UBS-Mitarbeiter beobachtet haben. Intern war von einer «Vertragsknechtschaft» die Rede.
Das Pfand ist der Bonus, während die neue Regel es Brokern und Kundenberatern nun praktisch verunmöglicht, sich selbstständig zu machen.
Austritt aus dem Broker Pact
Die UBS hat in den USA unter Naratil nun einige Schritte unternommen, um ihre Kundenberater enger an sich zu binden. In früheren Jahren hatte die Schweizer Grossbank in der Bonusvereinbarung eine Klausel eingebaut, welche ihr das Recht auf juristisches Vorgehen einräumte, solange austretende Kundenberater ihre bei der Bank ausstehenden Kredite nicht abbezahlt hatten.
Die jetzige Verschärfung dieser Bonus-Bedingungen folgt auf die Kündigung des sogenannten Brokers Pacts seitens der UBS im vergangenen November.
Kampf gegen hohe Rekrutierungskosten
Diese Vereinbarung hatte die US-Broker-Industrie im Jahr 2004 beschlossen, um Kundenberatern den Firmenwechsel zu erlauben, ohne dass dies mögliche Rechtsfolgen hatte. Der Broker Pact hatte aber Schlupflöcher, was zu aggressiven und zunehmend unbeliebten Abwerbungsmethoden unter US-Vermögensverwaltern geführt hatte.
Der Kampf um Berater und ihre Kunden führte zu hohen Rekrutierungskosten, welche oftmals auf Grund weiterer Wechsel nicht wett gemacht werden konnten.
Naratil hatte bei seinem Antritt als USA-Chef im Jahr 2016 begonnen, die Personalpolitik im Wealth Management zu ändern, um dieser Wechsel- und Rekrutierungspraxis Einhalt zu gebieten. Naratil will jüngere Talente nachziehen und Senior-Kundenberater besser an das Unternehmen binden.