Die Finma führt ein Enforcement-Verfahren gegen Raiffeisen und hat den ehemaligen Chef Pierin Vincenz mit einem Führungsverbot belegt. «Nicht dramatisch» findet das der Raiffeisen-CEO Patrik Gisel.
Seit vergangenem Oktober untersucht die Finma in einem Enforcement-Verfahren die Corporate Governance bei der Genossenschaftsbank Raiffeisen. Auslöser der Untersuchungen waren verschiedene Transaktionen mit Beteiligungen, welche die Bank unter ihrem damaligen CEO Pierin Vincenz getätigt hatte.
Vincenz selber war auch Gegenstand der Untersuchung. In einem Deal mit der Finma trat der Bündner dann im vergangenem Dezember als Verwaltungsratspräsident des Versicherers Helvetia zurück. Im Gegenzug beendete die Finma die Untersuchung und verbot Vincenz in Zukunft Führungsfunktionen bei beaufsichtigten Instituten.
«Schlimmer Wirbel»
Auch der derzeitige Raiffeisen-Chef Patrik Gisel steht damit im Fokus der Finma-Untersuchung. Er ist nach wie vor Mitglied des Verwaltungsrates von Investnet, jener Gesellschaft, an der Vincenz beteiligt gewesen war, bevor Raiffeisen die Mehrheit übernahm.
Gisel macht gegenüber der «Sonntagszeitung» (Artikel bezahlpflichtig) nun Aussagen, welche offenbar das Ziel haben, die Vorfälle um mögliche Interessenkonflikte herunterzuspielen. Gleichzeitig räumt der Raiffeisen-CEO ein: «Der ganze Wirbel ist ziemlich schlimm».
Intransparente Transaktionen
Was er mit Wirbel meint: Das sind die Reputationsrisiken, welche für Raiffeisen entstanden sind. Diese stehen aus seiner Sicht in keinem Verhältnis zum Inhalt der Untersuchung. Die aufgeworfenen Fragen rundum die Transparenz und Entscheidungsprozesse «sind aus unserer Sicht nicht dramatisch», so Gisel.
Die Finma untersucht dabei nicht bloss die Investnet-Transaktion. Eine Untersuchung läuft auch beim Finanzdienstleister Aduno, wo Vincenz ebenfalls Präsident war. Aduno kaufte vor einigen Jahren zwei Gesellschaften, mit welchen Vincenz privat verbandelt gewesen sein soll. Nun ist eine Anwaltskanzlei daran, die Käufe wegen möglicher Interessenkonflikte unter die Lupe zu nehmen.
Vincenz soll dem Geschäft weiterhin nützen
Gisel verweist dabei auf unabhängige Gutachten, welche die Transaktionen als transparent abgewickelt und rechtens bezeichnet hätten. Anlass, sich von Vincenz zu distanzieren, sieht Gisel nicht. Dieser soll Verwaltungsratspräsident von Investnet bleiben. Man könne so «die Erfahrungen und das Beziehungsnetz von Vincenz nützen, der 17 Jahre lang einen Superjob für die Bank gemacht hat.»
Vincenz selber hatte zu Beginn des Jahres Fehler im Zusammenhang mit den Transaktionen eingeräumt. Gisel sagte, die Prozesse beim Umgang mit Beteiligungen grösstenteils bereits verbessert worden. «So, wie wir das sehen, haben wir Antworten darauf gefunden.»
Finma-Verfahren war teuer
Ob diese Antworten genügen, wird das Finma-Enforcementverfahren zeigen. Gisel hingegen ruft in Richtung Aufsichtsbehörde: «Nun haben wir wirklich alles genau angeschaut mit internen und externen Experten.» Und klagt nach den begangenen Fehlern noch: «Das Ganze war auch sehr teuer. Ein hoher einstelliger Millionenbetrag.»