Digitalisieren, um zu überleben – diese Aufforderung an die Adresse der Finanzbranche ist nicht neu. Dennoch geben sich Schweizer Vermögensverwalter in dieser Sache erstaunlich gelassen.
Finanzinstitute müssen ihre Geschäftsmodelle in Bereichen, wo es machbar und sinnvoll ist, verstärkt digitalisieren und die Chancen neuer Technologien nutzen. Tun sie es nicht, laufen sie Gefahr, über kurz oder lang von der Bildfläche zu verschwinden – eine Warnung, die ranghohe Banker und Beratungsfirmen immer wieder verkünden.
Unter diesen Vorzeichen müsste die digitale Transformation bei Schweizer Vermögensverwaltern eigentlich in der Traktandenliste ganz zuoberst stehen. Dem ist aber nicht so, wie eine neue Studie des Beratungsunternehmens EY zeigt.
Keine Fans von Robo-Advice
Demnach hat jeder sechste Vermögensverwalter in der Schweiz bislang noch keine Schritte in Richtung IT-Strategie für eine digitale Transformation unternommen. Und: Während rund 50 Prozent dabei sind, eine Strategie für den technologischen Wandel zu entwickeln, hat nur knapp ein Drittel der Vermögensverwalter eine Digitalstrategie bereits im Einsatz.
Interessant ist auch folgende Erkenntnis: So sind weltweit mehr als 70 Prozent der sehr vermögenden Kunden bereit, Robo-Advice für die Verwaltung ihrer Vermögen zu nutzen. Doch diese Erkenntnis scheint bei den Schweizer Vermögensverwaltern noch nicht angekommen zu sein. Denn bislang nutzt oder plant nur jeder sechste Schweizer Vermögensverwalter den Einsatz von Robotic Process Automation (RPA) und Künstlicher Intelligenz zur Automatisierung seiner Prozesse.
Schweizer Finanzplatz droht Abstieg
Ausserhalb des Schweizer Finanzplatzes geniesst die Digitalisierung indes einen höheren Stellenwert. Gemäss der EY-Studie erwarten fast zwei Drittel der weltweit befragten Vermögensverwalter, dass technologische Innovationen das Ertragswachstum beeinflussen werden. Die hiesigen Vermögensverwalter haben diesen Trend jedoch noch nicht erkannt; denn nur 33 Prozent der Befragten teilen diese Prognose.
«Die Schweizer Akteure riskieren, bei der Innovation und Digitalkompetenz ins Hintertreffen zu geraten, während aufstrebende Märkte wie Asien-Pazifik Innovationen und Digitaltechnik mit Hochdruck vorantreiben», warnt Bruno Patusi, Managing Partner im Bereich Wealth and Asset Management bei EY Schweiz.