Als Co-Chef der Investmentbank musste er abdanken, nachdem Tidjane Thiam bei der Credit Suisse Chef geworden war. Jetzt ist Gaël de Boissard zurück – und will offenbar Thiams Bank knacken.

Exakt 15 seiner besten Jahre hat Gaël de Boissard der Credit Suisse (CS) geopfert. Als Co-CEO der Investmentbank galt der Franzose gar als Anwärter für die Nachfolge von Bankchef Brady Dougan – bis der CS-Verwaltungsrat vor zwei Jahren überraschend den Versicherungsfachmann Tidjane Thiam auf dem Posten installierte.

Dann war schnell Schluss. Für de Boissard fand sich unter Thiam kein Platz mehr im Topmanagement. Ende Oktober 2015 setzte der neue CS-Chef sein Managementteam ohne den Investmentbanker zusammen.

Der Beginn einer Obsession?

Im Sommer 2016 veröffentlichte de Boissard Bilder seiner Touren im Mont-Blanc-Massiv in den französischen Alpen und in Grönland (Bild unten) auf Facebook. Ebenso engagierte er sich als Fintech-Investor und zog in den Verwaltungsrat des amerikanisch-europäischen Startups James Finance ein. «Der Franzose scheint den Karrieresturz sehr gut zu verarbeiten», fand damals finews.ch.

de Boissard 500

Doch nun zeigt sich: De Boissard kann von der CS nicht lassen. Überraschend meldet sich der 49-jährige einstige «Highflyer» bei der Grossbank zurück. Doch diesmal steht er auf der Gegenseite. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, hat sich de Boissard mit dem Schweizer Firmenraider Rudolf Bohli zusammengetan. Mit dem erklärten Ziel, die CS zu knacken.

Ein Hebel für RBR

De Boissard hält weiterhin ein millionenschweres Paket an CS-Aktien und ist laut dem britischen Blatt sehr unzufrieden ob dessen Entwicklung. Dies, nachdem die Titel seit seinem Abgang bei der Bank einen Drittel an Wert verloren haben.

Hingegen sieht der Ex-Banker offenbar die Meriten von Bohlis Plan, die CS in drei Teile zu spalten: Vermögensverwaltung, Investmentbank und Asset Management. Bohlis Hedgefonds RBR Capital Advisors hat zu diesem Zweck 0,2 Prozent an der Grossbank erworben – doch die Unterstützung von de Boissard könnte sich als ebenso wichtiger Hebel entpuppen. Denn de Boissard kennt das Institut à fonds und dürfte weiterhin über Rückhalt in der Investmentbank verfügen.

Das hat sich schon im Juni vor zwei Jahren erwiesen. Damals musste sich CEO Thiam mit einer Rebellion seiner Wall-Street-Banker herumschlagen, nachdem sich die CS wegen Abschreibern auf Kreditverbriefungen mehr als 1 Milliarde Franken hatte ans Bein streiche müssen. In der Folge ging ein Schwarzpeter-Spiel los, bei dem die Firmenführung auch in Richtung des früheren Co-Investmentbank-Chefs zeigte.

Unverholene Kritik am CEO

Gegenüber dem «Wall Street Journal» (Artikel bezahlpflichtig) wehrte sich der Franzose damals vehement. Er habe keine Weisungsbefugnis mehr gehabt, als die Verbriefungen auf Talfahrt gingen, liess er über einen Anwalt ausrichten. Wie es damals hiess, fand de Boissard damit innerhalb der Bank Anklang. Anonyme CS-Händler beschuldigten stattdessen Thiam, er habe ein Chaos veranstaltet.

Ob de Boissard seit dieser Episode zusätzlichen Groll gegen den CS-Chef hegt, ist unbekannt. Fest steht hingegen, dass er nun ganz unverholen Kritik an der von Thiam geführten Bank übt.

Diese steckt zwar noch bis 2018 im Turnaround. So lange will de Boissard aber nicht auf Besserung warten. Der Hedgefonds RBR jedenfalls glaubt, mit der Aufpaltung den Börsenwert der Bank von rund 40 Milliarden Franken schnell verdoppeln zu können.

Geköpfte Revolte

Ob sich der Schlachtplan der Raider buchstabengetreu umsetzen lässt, ist höchst fraglich. Grossinvestoren der CS wie etwa der Finanzinvestor Harris Associates haben dem Ansinnen schon eine Abfuhr erteilt. Und Bankchef Thiam selber hat sich in Krisen als gewiefter Taktiker erwiesen. So schickte er nach der Revolte von 2016 den Handelssparten-Chef Tim O’Hara in die Wüste und ersetzte diesen durch den Senkrechtstarter Brian Chin.

Das wirkte: Seither ist es ganz still geworden im einstigen Machtzentrum der CS. Auch Bohli und de Boissard sollten sich deshalb in Acht nehmen.