Erstmals hat sich der Vermögensverwalter GAM zu den kritischen Vorschlägen des Hedgefonds RBR Capital geäussert. GAM lehnt dessen Anträge nicht nur ab, sondern trickst den Angreifer sogar aus.
Es wird Johannes de Giers letzte Generalversammlung (GV) sein, die er am am kommenden 27. April als Verwaltungsratspräsident von GAM leitet. Danach tritt er in den Ruhestand.
Ihre Bedeutung hat de Gier in der Einladung an die Aktionäre herausgestrichen: «Ihre Stimme an dieser Generalversammlung ist wichtig» schreibt er Anlegern. Diese Generalversammlung werde die Zukunft, Governance und Strategie des Unternehmens massgeblich bestimmen.
Massnahmen genügen RBR nicht
Die Zukunft von GAM steht an der GV tatsächlich auf dem Spiel. De Gier und der Verwaltungsrat (VR) wollen den unter CEO Alex Friedman eingeschlagenen Kurs des Vermögensverwalters weiterführen, das Unternehmen verschlanken, das Produktangebot konzentrieren sowie Vertrieb und Marke stärken.
Doch das alles reicht dem Zürcher Hedgefonds RBR Capital unter der Leitung von Rudolf Bohli nicht. Dieser hat in den vergangenen Wochen eine GAM-Beteiligung von bis zu 5 Prozent der Stimmrechte aufgebaut und will die Führung des Asset Managers an sich reissen.
Drei neue Verwaltungsräte
Bohli kritisiert den allzu langsamen und zu wenig konsequent durchgeführten Turnaround und will darüber hinaus auch noch CEO Friedman absetzen, der gemessen an seinen Leistungen deutlich zu viel verdiene, wie Bohli erklärt.
Vor diesem Hintergrund wollen sich Bohli sowie William Raynar von der Bank Hottinger in den Verwaltungsrat wählen lassen – hinzu kommt die frühere Investmentbankerin Kasia Robinski, die Bohli gerne als neue GAM-Präsidentin sähe.
Lohnpolitik von GAM in der Kritik
Gleichzeitig stellt sich RBR Capital gegen die Wahl der bisherigen Verwaltungsräte Ezra Field und Diego du Monceau. RBR will das Compensation Committee mit Robinski und Raynar neu besetzen.
Friedmans Salär stieg im Vergleich2015 um ganze 20 Prozent auf 6 Millionen Franken, während GAM einen massiven Gewinneinbruch erlitt und Geldabflüsse in Milliardenhöhe nicht stoppen konnte.
Wahlprozedere birgt Zündstoff
Wenig überraschend lehnt GAM alle Anträge von RBR Capital ab. Wie berichtet, soll der bisherige VR Hugh Scott-Barrett neuer GAM-Präsident werden; ausserdem sollen die übrigen VR-Mitglieder bestätigt und David Jacob neu ins Gremium gewählt werden.
Dabei birgt das Wahlprozedere einigen Zündstoff. Denn üblicherweise wird der VR-Präsident von den VR-Mitgliedern gewählt. GAM weicht davon ab. Gemäss den Statuten wählen die Aktionäre den VR-Präsidenten. Damit ist die Abstimmung zur Wiederwahl von Scott-Barrett in den VR im gleichen Traktandum mit der Wahl zum VR-Präsidenten.
Unterschiedliches Wahlprozedere
Für die von RBR Capital vorgeschlagene VR-Präsidentin Robinski ist das Wahlprozedere hingegen anders: Erst folgt die Abstimmung zur Neuwahl in den VR, dann im nächsten Traktandum ihre Wahl ins Präsidium. Diese Reihenfolge entspricht den von RBR eingereichten Traktanden.
Damit ist Scott-Barrett als künftiger GAM-Präsident praktisch gesetzt. Schafft er die Wiederwahl, ist er automatisch auch Präsident. In diesem Fall werde «die Neuwahl von Frau Kasia Robinski als Präsidentin des Verwaltungsrats unter Traktandum 6.8 gegenstandslos und nicht durchgeführt», heisst es in der Traktandenliste in einem Hinweis zur Abstimmung.
Die prompte Reaktion
RBR Capital ist in diesem Punkt ausgetrickst. Denn der Hedgefonds hat die Wiederwahl Scott-Barrets ursprünglich unterstützt– und würde so, entgegen der ursprünglichen Absicht auch seine Wahl zum Präsidenten unterstützen.
Dies wird aber nicht geschehen. Wie Bohli am Mittwoch auf Anfrage von finews.ch sagte, ziehe RBR die Unterstützung für Scott-Barrett zurück. «Als unsere Präsidentin ist Kasia Robinski gesetzt.»