Die Bonussaison läuft, und Bankkader haben einmal mehr keinen Grund zur Sorge, behauptet eine Studie. Überraschend ist hingegen das Wachstum der Grundgehälter in den verschiedenen Sparten.
Morgen Freitag veröffentlicht die UBS ihren Vergütungsbericht. Dann wird auch klar, ob Sergio Ermotti, der bestverdienende CEO aller Schweizer Bluechip-Firmen, sich nochmals über eine Gehaltserhöhung freuen kann.
Die Chefs setzen den Ton, der bei den Bankerlöhnen die Musik macht; und wie eine weltweit durchgeführte Studie der auch in der Schweiz tätigen Beratungsfirma Mercer zeigt, müssen sich die Bankkader heuer nicht vor einem Trauermarsch fürchten.
Weniger gibts selten
Für die diesjährige «Global Financial Services Executive Compensation Snapshot Survey» wurden 42 global tätige Organisationen aus der Finanzwirtschaft in 14 Ländern befragt, davon 52 Prozent in Europa. Das Resultat: 2017 werden die durchschnittlichen Grundgehälter im Finanzsektor voraussichtlich zwischen 1,9 und 2,4 Prozent steigen.
Was die Boni betrifft, schätzen etwa zwei Drittel der befragten Unternehmen, dass die zur Verfügung stehenden Bonuspools 2017 ähnlich oder unverändert zum Vorjahr bleiben. Immerhin 11 Prozent der Unternehmen gehen von einer deutlichen Steigerung aus.
Gleichzeitig überlegen sich die Banken und Versicherer, wie sich Talente auch bei stagnierenden Boni bei Laune halten lassen. Laut Mercer planen 63 Prozent der Unternehmen, in den kommenden zwölf Monaten ihre Vergütungspolitik anzupassen. 38 Prozent möchten etwa ihre Richtlinien zum Elternurlaub konzernweit überarbeiten, während 33 Prozent planen, ihre flexiblen Nebenleistungen für Mitarbeiter anzupassen.
Verhalten wird lohnrelevant
Auch Lohngerechtigkeit wird wichtiger, insbesondere in Europa. 40 Prozent der dort ansässigen Unternehmen wollen im kommenden Jahr ihre Richtlinien für Lohngerechtigkeit für die gesamte Organisation modifizieren, wissen die Studienautoren.
Weiter werden auch nich-finanzielle Faktoren entscheidend für den Bonus sein: Etwa ein Drittel der Finanzunternehmen geht Mercer zufolge dazu über, das Verhalten ihrer Angestellten als lohnrelevant zu betrachten.
Allerdings: Das Lohnwachstum hebt nicht alle Bankingsparten gleichermassen, wie die Auswertung von Mercer zu den Grundgehältern zeigt (siehe Grafik unten).
Fertig langweilig
So dreht der Trend bei den Grundgehältern zugunsten des lange als «langweilig» betrachteten Retailbankings. Dank solider Erträge des Massengeschäfts halten sich Grossbanken weltweit über Wasser. Entsprechend wachsen die Löhne dort schneller als im Private Banking und gleichauf mit jenen von Investmentbankern.
Am meisten mit Lohnsteigerungen bedacht werden gemäss Mercer jedoch Experten, die hinter der Kundenfront agieren. Um auf die steigenden regulatorischen Anforderungen zu reagieren und im «war for talent» nicht zurückzufallen, erhöhten weltweit etwa 48 Prozent der Finanzunternehmen die Grundgehälter für Kontrollfunktionen wie Legal und Compliance. In Europa gaben dies sogar 73 Prozent der Studienteilnehmer an.