Die jüngste Wachstumsabsage von UBS-Wealth-Management-Chef Jürg Zeltner ist radikal – aber sie reflektiert die Realität im Schweizer Private Banking. Die Finanzhäuser verwalten zwar mehr Geld, verdienen damit aber immer weniger bis gar nichts.
Die UBS sieht im Neugeldwachstum nichts Erstrebenswertes mehr. Diese verblüffende Aussage von Jürg Zeltner, President UBS Wealth Management, hat sich allerdings schon in den Zahlen der vergangenen Quartale widerspiegelt.
Doch wenn der mächtigste Schweizer Private Banker dies öffentlich kundtut, klingt dies irgendwie nach dem Ende des Wachstums im Swiss Private Banking.
Wachstum ohne Erträge
Dass Zeltner aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht mit einem Wachstumsstopp recht hat, zeigen nun auch neue Erhebungen des Beratungsunternehmens Roland Berger. Die Studie «Quo vadis, Privatbank?», in der die Entwicklung von 55 Schweizer Privatbanken in den Jahren 2011 bis 2015 untersucht wurde, illustriert, was Zeltner beschrieben hat.
Gemäss Studienresultaten ist klar: Das Wachstum an Kundengeldern können die meisten Banken nicht in Erträge umwandeln. Roland Berger hält zwar fest, dass im Branchenschnitt die Erträge zwar noch kontinuierlich gestiegen sind, jedoch verhalten. Die ertragswirksamen Kundengelder seien jährlich um über 6 Prozent gestiegen, die Erträge selber nur um 3 Prozent.
Unrentable Kunden
Das heisst: Seit 2011 verwalten die Schweizer Privatbanken annähernd 30 Prozent mehr Kundengelder. Doch nur die Hälfte davon brachte den Instituten zusätzliche Erträge.
Woran das liegt, hat Zeltner unmissverständlich erklärt: Die Kunden horten Bargeld. Sie nutzen eine Privatbank als Custodian, aber kaum mehr als Investorin von Anlagen. So kann die Finanzbranche kein Geld mehr verdienen. Und seit die Institute auf ihren Einlagen auch noch Negativzinsen bezahlen müssen, verursacht die passive – weil verunsicherte – Kundschaft fast nur noch Kosten.
Wie eine Negativspirale
Entsprechend ist die sinkende Kurve der Bruttomarge Ausdruck einer Entwicklung, welche wie eine Negativspirale wirkt. Im Jahr 2011 lag die Bruttomarge im gewichteten Durchschnitt noch bei 98 Punkten, Ende 2015 bei 86 Basispunkten. Der Rückgang habe sich als langfristiger Trend verfestigt, hält Roland Berger lapidar fest.
Inzwischen ist auch der Branchenschnitt der Cost-Income-Ratio (Kosten-/Ertrags-Verhältnis) wieder bei 79 Punkten angelangt, dem Niveau von 2011. Das Ertragsproblem der Privatbanken ist nämlich auch ein Kostenproblem.
Teure Mitarbeiter
Anhand der untersuchten Zahlen errechneten die Berater in der Periode einen Anstieg des kumulierten Personalaufwands von 3 Prozent. Dies bedeutet, dass der Mitarbeitende im Schnitt 13 Prozent teurer geworden ist, da sich die Anzahl Vollzeitstellen im gleichen Zeitraum – vor allem bei den Grossbanken – verringert hat.
Der Anstieg des Personalaufwandes könnte auch eine Folge der personellen Ausdünnung in den Operations-Einheiten und der Konzentration auf Kundenberater und Frontmitarbeiter sein, die in der Regel eben höhere Saläre beziehen.
Auf der Verliererseite
Bei Roland Berger legt man indessen auch Wert darauf, dass sich in der äusserst heterogenen Welt des Swiss Private Banking Gewinner und Verlierer befinden und diese langsam auseinander driften.
Dabei gehören grosse Privatbanken und kleine Institute mehrheitlich zu den Gewinnern. Auf der Verliererseite sitzen vor allem mittelgrosse Banken, die sich untereinander kaum differenzieren.