In den nächsten Tagen erhält die deutsche Commerzbank einen neuen Chef. Einer der aussichtsreichsten Kandidaten ist dem Schweizer Geschäft besonders gewogen.
Die Schweizer Commerzbanker schauen derzeit gebannt nach Frankfurt: Noch in dieser Woche werden dort im Hauptquartier des Mutterhauses die Weichen für die Nachfolge von Chef Martin Blessing gestellt. Am 8. März diskutiert der Verwaltungsrat dann die Kandidaten – und fällt einen Entscheid.
Das deutsche «Handelsblatt» (Artikel bezahlpflichtig) will wissen, wer jetzt noch im Rennen für den Top-Job ist. Laut der Zeitung sind es vier Kandidaten: Der für Mittelstandskunden zuständige Markus Beumer, Privatkundenchef Martin Zielke sowie zwei externe, männliche Bewerber.
Die Bank selber wollte sich zum Auswahlprozess nicht äussern, wie weiter berichtet wurde.
Die deutschen Schweizermacher
Der Name Beumer hat im Schweiz-Geschäft der Commerzbank einen besonderen Klang. Unter seiner Ägide setzte das deutsche Institut seine Operationen in der Schweiz neu auf, nachdem es 2009 seine hiesige Privatbank an die Zürcher Bank Vontobel verkaufen musste. Länderchef Marc Steinkat erhielt dabei von Beumer nachgerade «carte blanche», ins Schweizer Firmenkundengeschäft einzusteigen.
Dabei zielte Steinkat insbesondere auf den Schweizer Mittelstand, der bei den hiesigen Grossbanken oftmals aussen vor bleibt. Schweizer Export-KMU lockte die Commerzbank mit dem Versprechen, ihr internationales Netz für deren Ausland-Operationen einzusetzen. Gleichzeitig bauten die Deutschen ihre Position in der Schweiz rasant aus: Die Anzahl Mitarbeitende kletterte Anfang 2015 auf rund auf 140, verteilt auf sechs regionale Standorte.
Dies in einem Umfeld, in dem bei den meisten Banken Rückbau angesagt ist. finews.ch sprach diesbezüglich von den «deutschen Schweizermachern».
Rückhalt für Steinkat
Erst kürzlich geriet der aufsehenerregende Lauf der Commerzbank in der Schweiz ins Stocken. Umso besser kann Steinkat die Unterstützung in der Frankfurter Zentrale gebrauchen.
Sollte sein Vorgesetzter Beumer, der sich an Medienanlässen in Zürich wiederholt als Schweiz-Fan outete, das Rennen machen, kann Steinkat sich des Rückhalts in Frankfurt ziemlich sicher sein.
Die Chancen für den Internen Beumer stehen dabei gut, urteilt das «Handelsblatt». So habe Bank-Präsident Klaus-Peter Müller kürzlich die «starken Kandidaten» aus dem eigenen Haus gelobt.