Der geschäftsführende Teilhaber der St. Galler Privatbank Wegelin sieht noch Überkapazitäten von bis zu 50 Prozent in der Bankbranche.
Bis dato haben die beiden Schweizer Grossbanken je zwischen 8‘000 und 9‘000 Stellen abgebaut. Wie weit damit der Bereinigungsprozess schon fortgeschritten ist, sei schwierig zu beurteilen, sagte Konrad Hummler am Donnerstag in einem Referat vor ausgewählten Kunden in Schaffhausen.
Wenn man beobachte, dass die betreffenden Institute respektive der Finanzsektor sich in den Jahren 2003 bis 2007 praktisch verdoppelt habe, während das Wachstum der übrigen Wirtschaft sich im selben Zeitraum im tiefen einstelligen Prozentbereich bewegte, dann vermute er noch Überkapazitäten von 30 bis 50 Prozent.
Noch in zehn Jahren Finanzkrise?
Bisher wurden weltweit rund 200‘000 Stellen im Finanzbereich abgebaut. Dies sei ein gewichtiger Anfang in einem Prozess gewesen, der aber noch weitere Kreise ziehen müssen, sagte Hummler. Besorgt zeigte er sich vor allem darüber, dass in den USA die beiden staatlichen Hypothekarinstitute Fannie Mae und Freddie Mac, notabene auch Hauptverursacher der Krise, bis heute keine einzige Stelle gestrichen hätten. Daraus folgert der Privatbankier: «Wenn der Wille zur Strukturbereinigung bei anderen, neuerdings staatlichen oder staatsnahen Instituten analog ist, dann werden wir noch in zehn Jahren von einer Finanzkrise sprechen müssen.»
Konrad Hummlers neueste Reflexionen zur aktuellen Finanzkrise finden sich hier: «Komplexe Lage. Einfache Rezepte?»