Zu den Überraschungen der neuen Credit-Suisse-Strategie gehört der geplante Börsengang der Schweizer Bankeinheit. Was CEO Tidjane Thiam damit plant.
Tidjane Thiam (Bild) liest die Publikationen seines eigenen Unternehmens genau. So den Credit Suisse Global Wealth Report, den die Schweizer Grossbank erst vor wenigen Tagen publizierte. «Das Papier zeigt einmal mehr, dass die Schweiz das reichste Land der Welt ist», erklärte der CEO der Credit Suisse (CS) am Mittwoch an einer Pressekonferenz zum beschlossenen Strategiewechsel.
Entsprechend sei die Schweiz einer der «attraktivsten Märkte» für seine Bank – und müsse folgerichtig ausgebaut werden. Dazu hat Thiam ab sofort ein As im Ärmel, wie er nun erstmals öffentlich machte: Es ist der überraschend angekündigte Entscheid, mit der Credit Suisse (Schweiz) bis Ende 2017 einen Börsengang (IPO) anzustreben.
Mehrere Banken im Visier
Das so generierte zusätzliche Kapital will Thiam – mit dem Segen des ebenfalls an der Konferenz anwesenden CS-Präsidenten Urs Rohner – schnellstmöglich wieder mit vollen Händen ausgeben.
«Wir wollen künftig als Konsolidierer im Swiss Private Banking auftreten», stellte der neue CS-CEO fest. Mit dem Kapital aus dem IPO habe man nun auch eine Währung, die sich dafür einsetzen liesse. Dabei liess er durchscheinen, dass die Grossbank gleich mehrere kleinere Institute übernehmen könnte. «Wir möchten für die im heutigen Umfeld unter Druck geratenen Privatbanken eine Plattform für ihre Kundengelder bieten», warb Thiam vollmundig.
Bleiben nur noch die Knochen?
Die Aussicht auf den Eintritt der zweitgrössten Schweizer Bank dürfte die Konsolidierung im Swiss Private Banking fraglos befeuern. Bisher hatte sich die an Kapital reichliche klamme CS zurückgehalten und damit Branchenplayern wie der Zürcher Julius Bär oder der Genfer Union Bancaire Privée (UBP) das Feld überlassen.
Das ändert sich – allerdings erst ab 2017. Andere Konsolidierer haben somit mindestens zwei Jahre Zeit, die Filet-Stücke wegzuschnappen. Thiams CS könnten damit am Ende nur die Knochen bleiben.