Die chinesische Beteiligungsfirma Fosun will die BHF Kleinwort Benson Gruppe, die auch in der Schweiz aktiv ist, ganz übernehmen. Für den im Swiss Banking bekannten BHF-Verwaltungsratspräsidenten Leonhard Fischer wird es eng.
Die chinesische Beteiligungsfirma Fosun will die BHF Kleinwort Benson Gruppe übernehmen, zu der auch die deutsche BHF-Bank mit Niederlassungen in der Schweiz zählt. Dies geht aus einer Medienmitteilung der Bankengruppe vom Montag hervor.
Demnach bieten die Chinesen für BHF Kleinwort Benson 5,10 Euro je Aktie. Direkt oder indirekt besitzen die Chinesen bereits knapp 30 Prozent an der Gruppe.
Aus dem heiteren Himmel
Das Übernahmeangebot kam laut dem Schreiben offenbar überraschend. Der Verwaltungsrat rund um dessen Präsident Leonhard «Lenny» Fischer (Bild) seien vom Angebot seitens Fosun zuvor nicht informiert worden, hiess es weiter. Der Verwaltungsrat prüfe nun das Übernahmeangebot und werde zu gegebener Zeit eine weitere Stellungnahme abgeben.
Fischer ist hierzulande kein Unbekannter. Der frühere Chef der Winterthur Versicherungen und Credit-Suisse-Manager baute mit der BHF Kleinwort Benson Gruppe seine eigene Bankenholding auf, wie auch finews.ch berichtete. Er hatte ein Finanzkonglomerat aus BHF-Bank, der ehemaligen Dresdner-Tochter Kleinwort Benson und einer Beteiligung an der Quirin Bank geformt. Letzten März erst wich der Holding-Name RHJ International dem der BHF Kleinwort Benson Group.
Fischer im Clinch mit den Chinesen
Nun steht Fischers Werk der vergangenen Jahre auf der Kippe. Denn zwischen dem Grossaktionär Fonsun und Fischer bestehen laut einem Bericht des deutschen Branchenportals «private banking magazin» offenbar Unstimmigkeiten. Nun wollen die Chinesen mit Hilfe der Übernahmeofferte das Zepter ganz an sich reissen.
Mitunter führte der plötzliche Rauswurf von BHF-CEO Björn Robens, der ein gutes Verhältnis zu Fosun-Chef Guo Guangchang gehabt haben soll, zu Reibereien. Robens und Verwaltungsratschef Fischer hingegen wird in Bankenkreisen ein belastetes Vertrauensverhältnis nachgesagt.
Eine neue Grösse schaffen
Fonsun hatte seine Übernahmekraft erst jüngst gezeigt. Anfang Juli riss sich die Beteiligungsgesellschaft die Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser, die in Zürich eine Niederlassung unterhält, für 210 Millionen Euro unter den Nagel. Die Übernahme bedarf allerdings noch der Genehmigung durch die deutsche Bankenaufsicht Bafin.
Sollte den Chinesen die Übernahme der BHF Kleinwort Benson gelingen, vertiefen sie damit den Fussabdruck im deutschen Private-Banking-Markt. Die Bankengruppe verwaltet derzeit knapp 60 Milliarden Euro an Kundengeldern.