Die Zürcher Kantonalbank landet einen Marketingcoup und offeriert der Zürcher Bevölkerung ein Büro mit 20 Arbeitsplätzen.
Öffentliche Arbeitsplätze sind in der Stadt Zürich ein rares Gut. Die Zentralbibliothek am Zähringerplatz wird jeweils schon früh morgens von einer Heerschar von Studenten annektiert. Bleiben noch Restaurant-Ketten wie Starbucks. Dort muss man aber konsumieren, um freien Zugang ins Internet zu kriegen.
In einem raffinierten Marketingcoup liess sich die Zürcher Kantonalbank (ZKB) nun folgendes einfallen: Gleichzeitig mit der Neueröffnung am 17. August des ZKB-Hauptsitzes an der Bahnhofstrasse 9 (Modellaufnahme oben) weiht die Bank im Erdgeschoss auch das «Büro Züri» ein. Dieses umfasst 20 Arbeitsplätze, die kostenfrei benutzt werden können.
Der Bevölkerung etwas zurückgeben
Das «Büro Züri» verpackt die ZKB als ein Geschenk an die Bevölkerung, das ein inspirierend-dynamisches Arbeitsumfeld für Start Ups, Studierende, Unternehmerinnen und Unternehmer oder Geschäftsleute biete, heisst es in einer Ankündigung.
Mit dem Angebot «engagieren wir uns für einen nachhaltig prosperierenden Wirtschaftsraum Zürich», wird Martin Scholl, CEO Zürcher Kantonalbank, zitiert.
Das Projekt ist laut der ZKB in der von ihr umgesetzten Form ein Novum in der Schweiz und orientiert sich am sogenannten «Third Place»-Konzept. Der Begriff bezeichnet einen Ort des sozialen Miteinanders ausserhalb der privaten Umgebung (First Place) und des festen Arbeitsplatzes (Second Place). Es ist ein Ort, wo man ungestört und ohne Kaufzwang verweilen oder eben auch arbeiten kann.
Auch Videokonferenzen sind möglich
Die Arbeitsplätze lassen kaum Wünsche offen. WLAN, Anschlüsse für Laptops oder Tablets und ergonomische Bürostühle sind bei jedem Arbeitsplatz vorhanden. Und es gibt ein Ablagefach für die persönlichen Gegenstände.
Überdies gibt es einen Workshopraum, in dem bis zu sechs Personen ungestört diskutieren und sich austauschen können – auch per Videokonferenz. Der Raum ist zudem mit Whiteboard, Flipcharts und zwei Screens ausgestattet.
Und so funktioniert’s: Der Nutzer muss sich auf www.buero-zuri.ch einmalig registrieren und kann anschliessend Arbeitsplätze von Montag bis Samstag ab jeweils 9 bis 19 Uhr (Samstag bis 17 Uhr) für einzelne Stunden reservieren. Die Arbeitsplätze lassen sich aber auch über mehrere Tage hintereinander reservieren, wie ein Selbsttest von finews.ch ergab. Der Platz wird dann vor Ort in Absprache mit der Reception zugewiesen.
Keine Werbung
Die Zürcher Kantonalbank hält sich bei diesem Projekt im Hintergrund. «Wir verdienen damit kein Geld und es werden weder Bankprodukte und -dienstleistungen im Raum beworben noch Kunden akquiriert», richtet die Bank auf Anfrage von finews.ch aus.
Doch es versteht sich von selbst, dass die Arbeitsplätze potenzielle Kunden anziehen, die sich zum Beispiel für die Finanzierung eines Startups interessieren. Und eine entsprechende Beratung ist ja gleich nebenan zu kriegen.
Im kostenlosen Zusatzangebot enthalten sind überdies Kaffee, Tee und Mineralwasser. Das Mitbringen von eigener Verpflegung erlaubt die Bank aber nicht. Wer Hunger hat, geht ins angrenzende «Kafi Züri» - ein weiteres Angebot des Staatsinstituts. Das Kaffee eröffnet ebenfalls am 17. August und bietet insgesamt 60 Innen- und 40 Aussenplätze.