Bellevue-Group-Chef Urs Baumann will die schwächelnde Bank am Bellevue mit Akquisitionen stärken. Welche Übernahmeziele kommen dabei in Frage?
«Was wir vor drei Jahren bei der Bellevue Group in Angriff genommen haben, zeigt sich nun in den Erträgen», sagte Urs Baumann (Bild) am Montag an der Präsentation des Geschäftsabschlusses 2014 in Zürich.
Tatsächlich konnte der Chef der Finanzboutique für das abgelaufene Jahr ein starkes Ergebnis vorweisen, wie auch finews.ch berichtete und der Pressemitteilung zu entnehmen ist. Der Konzerngewinn stieg gegenüber dem Vorjahr um markante 75 Prozent.
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich das Glanzresultat jedoch als zwiespältig. Während der operative Ertrag bei der Bellevue Asset Management (BAM) um knapp 65 Prozent stieg, büsste die Bank am Bellevue (BAB) im Brokerage, im Wertschriftenhandel sowie mit den Firmenkunden- und im Zinsengeschäft fast 17 Prozent an Erträgen gegenüber dem Vorjahr ein.
Ausbruch über Akquisitionen
Für Baumann ist somit klar, dass bei der Bank akuter Handlungsbedarf besteht. Die Remedur soll dabei auch über Zukäufe erreicht werden, wie der Gruppen-CEO am Montag weiter ausführte. Dabei will er das bestehende Geschäfte der Bank «sinnvoll ergänzen».
Mut macht ihm dabei die im vergangenen September vollzogene Übernahme der Biotech-Investmentgesellschaft Adamant Biomedical Investments von der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Das als äusserst erfahren geltende Adamant-Team (darunter nicht wenige Ex-Bellevue-Banker) trug in der kurzen Zeit bereits massgeblich zum guten Jahresresultat der Asset-Management-Sparte bei.
«Nun wollen wir unser Wachstum mit zusätzlichen Übernahmen beschleunigen», erklärte Baumann. Dabei liegt der Fokus gemäss weiteren Informationen ganz klar auf wiederkehrenden Erträgen – also auf Gebühren aus Vermögensverwaltungsmandaten statt auf einmaligen Handelskommissionen.
Ganze Banken im Visier
Um diese Vision umzusetzen, braucht es aber mehr Kundenvermögen. Diese hofft Baumann «opportunistisch» am Schweizer Finanzplatz zu finden.
Interessanterweise schliesst das Unternehmen dabei auch einen Vorstoss ins Private Banking nicht aus, wie es aus dem Umfeld der Bank heisst. Um überschüssiges Kapital rentabel einzusetzen, würde sich die Bellevue-Gruppe dabei auf die Übernahme eines ganzen Instituts konzentrieren. Dies im Gegensatz zu den derzeit oft gesehenen «Asset-Deals», bei denen nur Kundenvermögen die Bank wechseln.
Der Zeitpunkt zum Zugreifen erscheint günstig. Nach dem «Frankenschock» vom Januar und der Einführung von Negativzinsen auf Bankguthaben bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat sich der Kostendruck im Swiss Private Banking massiv verschärft. In der Bankbranche wird deshalb der jüngst erfolgte Verkauf der Basler La Roche an die Notenstein Privatbank bereits als Auftakt zu einer neuen Konsolidierungswelle betrachtet.
Die Krux mit dem «Fit»
Allerdings stellen die Verantworlichen der Bellevue Group auch fest, dass viele Privatbanken noch immer mit ihren Hausaufgaben – sprich der Bereinigung ihrer Schwarzgeld-Bestände – beschäftigt sind. Zudem könnte sich der «Fit» mit einer klassischen Privatbank für die umtriebigen Bellevue-Banker doch als etwas schwierig erweisen, wie man intern einräumt.
Der Gruppe schwebt denn auch nicht ein klassisches Private Banking vor, sondern eher ein «Private Asset Management», wie es heisst. Darunter verstehen die Verantwortlichen vor allem eine überdurchschnittliche Performance und nicht bloss «Kundengelder zu verwalten».
Organisches Wachstum hapert
Anderseits könnte auch eine weitere Akquisition nicht übertünchen, dass sich Bellevue generell schwer tut mit dem Heranziehen neuer Kundengelder. So betrug das rein organische Wachstum der vom Bellevue Asset Management verwalteten Vermögen lediglich 10 Millionen Franken. Bei der Bellevue Bank resultierte letztes Jahr gar ein Netto-Abfluss von 300'000 Franken.
Auch nach dem guten 2014 bleibt somit für Bellevue-CEO Urs Baumann noch einiges zu tun.