Zum ersten Mal überhaupt wurde von «Euromoney» eine amerikanische Privatbank als beste Vermögensverwalterin ausgezeichnet. UBS und Credit Suisse wurden auf die Ränge verwiesen. Für die Juroren scheint klar: Private Banking steht damit an einem Wendepunkt.
Auch die Juroren des einflussreichen Finanzmagazins «Euromoney» staunten über das Ergebnis ihrer Umfrage: Zum ersten Mal überhaupt hat ein US-Finanzinstitut die Auszeichnung als global beste Privatbank gewonnen: J. P. Morgan. Sie verwies UBS, Credit Suisse und Julius Bär auf die Plätze.
Das Private Banking, das bislang immer mit der Schweiz assoziiert worden sei, habe wohl gerade eine fundamentale Veränderung erfahren, schliesst «Euromoney» aus der Wachablösung.
Anstatt Bankgeheimnis zählt Beratung
US-Banken wie Citi, Goldman Sachs oder eben J. P. Morgan, die sich entschieden hätten, das Geschäft aus ihrem Heimmarkt auf eine globale Ebene zu führen, würden nun auf Augenhöhe mit ihren Schweizer Konkurrenten agieren.
Nicht mehr das Bankgeheimnis sei der entscheidende Wettbewerbsfaktor. Sondern der Einsatz von Technologien sowie herausragende Anlageberatung und Asset Allocation.
Credit Suisse noch regional top
Vorjahresgewinnerin UBS ragte als zweitbeste Privatbank immerhin als jenes Finanzinstitut mit dem besten Research und der besten Asset Allocation heraus.
Die Credit Suisse als gesamthaft drittbeste Bank trumpft dagegen nur noch regional auf: Sie wurde als beste Privatbank für Zentral- und Osteuropa sowie für den mittleren Osten ausgezeichnet.
Aber die neue Stärke der US-Banken zeigt sich in einer Citi, welche im Private Banking die besten Dienstleistungen für Firmenkunden bietet sowie in einer Goldman Sachs mit den besten Angeboten aus ihrer Investmentbank.
Die besten Private-Banking-CEO
Das Aufstreben der US-Banken in die in früheren Jahren von den Schweizern und europäischen Banken dominierte Disziplin der Vermögensverwaltung für reiche Kunden zeigt sich auch darin, dass Barclays und Santander dieses Jahr erstmals aus den besten Zehn gekippt wurden. Dafür rückte Goldman Sachs auf und – für Schweizer ein schöner Trost – Pictet.
Gemäss «Euromoney»-Jury ist der Erfolg von J. P. Morgan zu grossen Teilen dem CEO der Privatbank zuzuschreiben, Phil Di Iorio (Bild). Sein Erfolgsrezept beschreibt der zurzeit beste Private-Banking-Chef der Welt so: «Der Kunde von heute ist weit anspruchsvoller. Also müssen wir mehr über ihn erfahren. Wir brauchen Kundenberater, die zuhören können und die ihre ganze Überzeugung in die Anlageberatung stecken.»
Kunde wurde vernachlässigt
Um als Bank glaubwürdig zu sein, müssten ihre Berater besser auf ihre Kunden eingehen, um ihn wirklich zu verstehen. «Das sind Fähigkeiten, auf die in der Branche bislang zu wenig wert gelegt wurden, für deren Aufbau es aber Zeit braucht,» so Di Iorio weiter. «Die richtigen Leute dafür einzustellen und sie auszubilden ist der Schlüssel zum Erfolg.»
Di Iorio ist seit 1986 für J.P. Morgan tätig und wurde 2011 CEO ihrer Private-Banking-Einheit. Unter ihm stiegen die verwalteten Vermögen um 50 Prozent auf rund 1,1 Billionen Dollar an.