Keine der grösseren Schweizer Banken hat mit ihrem Quartalsergebnis wirklich begeistert: Die Rentabilität ist vor allem schlecht. Dieses Problem können die Finanzhäuser allerdings nicht alleine lösen.
Die Ertragslage im Private Banking war im zweiten Quartal 2014 bestenfalls lau. In Begeisterungsstürme sind anlässlich der Resultate einer UBS, Credit Suisse, Vontobel oder Julius Bär weder Analysten noch Anleger ausgebrochen. Bei Julius Bär, wo die Leumi-Übernahme noch für ein kurzes Feuerwerk gesorgt hatte, haben sich die Investoren auch wieder besonnen.
Die Profitabilität in der Vermögensverwaltung ist nicht mehr jene der guten alten Zeiten: Margen über 100 Basispunkten sind Vergangenheit. Julius Bär hatte 2013 noch 102 Basispunkte geschafft, jetzt sind es noch 95. Die Credit Suisse schafft noch 99 Basispunkte.
Hauptproblem: passive Kunden
Die 85 Basispunkte bei der UBS erklärte CEO Sergio Ermotti mit der geringen Volatilität an den Märkten. Andere Erklärungen sind: Höhere Regulierungskosten, kostenintensiveres Onshore-Banking, mehr Ausgaben für Wachstum und Kundenberater und tiefe Zinsen.
Was aber wohl das Hauptproblem der Privatbanken stellt, ist der Kunde selber. Denn er ist verunsichert, will keine Risiken nehmen, nicht handeln, wenig Transaktionen machen. Er klammert sich an sein Bargeld.
Seit der Finanzkrise: Cash is King
Die hohen Cash-Bestände in den Kundenportfolios sind seit der Finanzkrise tatsächlich ein Problem der Privatbanken, und daran hat sich auch nach einer deutlichen Beruhigung an den Märkten und zwei, drei sehr guten Jahren an den Börsen nichts geändert.
Eigentlich sind die Schweizer Banken Opfer ihres Standortvorteils: Denn das Geld auf einer Schweizer Bank ist nach wie vor sicherer als anderswo – auf Grund der politischen Stabilität, wegen des Franken, aber angesichts der impliziten und expliziten Staatsgarantie. Da ist der Kunde schon sehr zufrieden, wenn er nur schon sein Geld gut aufgehoben auf seinem Konto weiss.
Nur können die Banken mit solchen Kunden ihre Kosten nicht decken. Zeno Staub, CEO der Bank Vontobel, streifte das Problem anlässlich der Präsentation der Halbjahresergebnisse: Die Kunden hielten noch immer 23 Prozent Cash, sagte er.
Reiche halten am Cash fest
Aber auch in Asien, wo Finanz- und Eurokrise weniger Spuren hinterlassen haben und die Banken das grösste Wachstum erzielen, ist unter den Kunden «Bares Wahres».
«Ob High-Net-Worth-Kunden, Ultra-High-Net-Worth-Kunden oder Family Offices, alle haben eins gemeinsam, nämlich die hohen Cash-Bestände», sagte Simon Smiles, UBS-Anlagechef für sehr vermögende Privatkunden, zum US-Magazin «Forbes».
Im Durchschnitt belaufe sich der Cash-Anteil auf allen Kundenportfolios der UBS auf 25 Prozent. Bhaskar Laxminarayan, Anlagechef bei der Genfer Bank Pictet in Asien, bestätigte ebenfalls, dass reiche Kunden und Family Offices noch immer am Bargeld festhielten.
Lösungsversuche der Banken
Ein Lösungsansatz der Banken ist, vermehrt Vermögensverwaltungsmandate mit Kunden abzuschliessen, weil sie so höhere Beratungsgebühren generieren als bloss bei gewöhnlichen Transaktionen.
Dieser Ansatz lässt sich allerdings nicht auf die Schnelle umzusetzen. Aber er macht Sinn und würde auch ein Dilemma der Banken lösen: Das transaktionsabhängige Geschäftsmodell setzt Volatilität an den Finanzmärkten voraus. Doch umgekehrt wünschen sich die Kunden eher stetige Einnahmen aus Zinspapieren und Dividenden.
Ein weiterer Lösungsansatz für die Banken ist das Leveraging: Finanzhäuser vergeben ihren Kunden Lombardkredite. So kann die Klientel zusätzlich investieren, was wiederum Kommissionen generiert. Doch dieser Ansatz setzt risikobereite Kunden voraus; und solche sind derzeit eher Mangelware.
Äussere Einflüsse
Die Banken können das Ertragsproblem ohnehin nicht alleine lösen. Zu viele äussere Faktoren spielen da eine Rolle: Das tiefe Zinsniveau, das die Einnahmen aus dem Differenzgeschäft eingeschmolzen hat, ist an die wirtschaftliche Entwicklung gekoppelt und an die Geldpolitik. Dem sind die Banken weitgehend ausgeliefert.
Auch die Vorsicht und Zurückhaltung der Kunden können die Banken nur bedingt beeinflussen.
Illegale Mittel
Die Verunsicherung der Klientel beruht auf einem Misstrauen und einer Entfremdung von den Finanzmärkten, die in den letzten Jahren zunehmend von Notenbanken und politischen Gremien beeinflusst waren. Auch hier können Banken nur bedingt Einfluss nehmen.
Aber das Misstrauen besteht auch gegenüber den Akteuren am Markt selber, denen bisweilen auch illegale Mittel recht sind, um Profite zu machen, wie die zahlreichen Gerichtsfälle gegen Banken in aller Welt zeigen.