Indien hat für viele Schweizer Vermögensverwaltunger gehörig an Anziehungskraft verloren. Der Markt ist offenbar zu klein, überreguliert und damit auch unprofitabel.

Asien ist im internationalen Wealth Management so etwas wie das «El Dorado» der Bankenbranche. Ein Markt, der über ein riesiges Potenzial an vermögenden bis sehr vermögenden Menschen verfügt.

Nur ein Land fällt offenbar aus dieser Kategorie heraus: Indien. 

Bescheidene Perspektiven

Ausländische Institute würden sich zunehmend aus dem indischen Wealth-Management-Geschäft verabschieden, schreibt die indische Zeitung «The Indian Express». Der Markt sei zu klein und längerfristig unprofitabel, angesichts der verschärften Regulierung, heisst es in den Artikel weiter.

Indien weist bei einer Gesamtbevölkerung von 1,2 Milliarden Menschen lediglich 3'087 so genannte Ultra-High-Net-Wort-Individuals, also sehr vermögende Privatkunden mit einem investierbaren Vermögen von mehr als 50 Millionen Franken, wie das Online-Portal «WealthInsight» bis 2015 prognostiziert.

Reorganisation bei J. Safra Sarasin

Vor diesem Hintergrund haben sich bereits verschiedene, nahmhafte Institute wie Morgen Stanley und die drei Schweizer Banken UBS, EFG International und J. Safra Sarasin von diesem Markt verabschiedet.

J. Safra Sarasin gab in der Tat im März 2014 bekannt, dass sie die Sarasin Alpen (Indien) mit dem Hauptsitz in Mumbai und einer Zweigniederlassung in Neu Delhi schliessen werde. Weiteren Angaben zufolge verwaltete die Bank auf dem indischen Subkontinent Vermögen im Umfang von 100 Millionen Dollar.

Zu klein

EFG International wiederum verkaufte das indische Wealth-Management-Geschäft bereits 2012 an den früheren Besitzer. EFG International hatte noch 2008 durch den Erwerb von Stracap Securties nach Indien expandiert. Das übernommene Institut verwaltete damals Vermögen von rund 700 Millionen Franken.

Im Zuge der Fokussierung habe EFG International von jenen Geschäftseinheiten getrennt, die als zu klein galten, wie eine Sprecherin von EFG International gegenüber finews.ch erklärte. Dem Vernehmen nach betreute das Unternehmen zuletzt bloss noch 250 Millionen Franken.

Zu viele Vorschriften

Für die UBS bleibt der indische Markt zwar interessant. Doch bei der Schweizer Grossbank sei man zu Schluss gekommen, dass der Businessplan für die Region Mumbai nicht realistisch sei, sagte ein Sprecher gegenüber indischen Medien. Darum will die UBS ihre Filiale in Mumbai künftig vor allem als Depotstelle benützen und von dort aus auch Kredite vergeben. Der Rückzug der Schweizer Bank aus dem indischen Wealth-Management-Geschäft geht offenbar auch mit der zunehmenden Regulierungsdichte einher.

Gleichzeitig würden viele vermögende Inder statt in Aktien und Finanzprodukte lieber in Immobilien und in Gold investieren, wie es in den Medien weiter heisst. Unter diesen Prämissen sei der Bedarf nach Wealth-Management-Dienstleistungen beschränkt.

Separate Geschäftseinheiten

Die wachsende Regulierungsdichte ist eine Tatsache. So hat die Reserve Bank of India (RBI) im Juni 2013 festgelegt, dass Banken nur noch über separate Geschäftseinheiten eigentliche Wealth-Management-Dienstleistungen anbieten dürfen. Damit will die Zentralbank offenbar vermeiden, dass es zu Interessenskonflikten zwischen den einzelnen Geschäftseinheiten einer Bank kommt. 

Für Banken, die ihren Kunden ein integriertes Dienstleistungsangebot offerieren wollen, scheint dies aber zu aufwändig und zu treuer zu sein. Das erklärt letztlich den Abgang vieler nahmhafter Institute aus Indien.