Fast nirgendwo sonst boomt der Markt für die Kreditvergabe ausserhalb von Banken so wie in Indien. Für die Wirtschaftspolitik ist das eine Herausforderung.
«Es ist schneller, es ist einfacher und es ist billiger», begründet eine Kundin des Finanzdienstleisters Muthoot gegenüber der Nachrichtenagentur «Bloomberg». Sie hat sich entschieden, ihren Goldschmuck dort gegen einen Kredit einzutauschen. Wäre sie stattdessen zu einem offiziellen Institut gegangen, hätte sie eine ganze Menge an Papierkram erledigen müssen.
Die Vermögen bei den Nicht-Banken des Landes sind in den vergangenen fünf Jahren um 20 Prozent auf 670 Milliarden Dollar angestiegen, wie das Financial Stability Board errechnet hat. Fast 40 Prozent machen diese «Schattenbanken» inzwischen aus, wenn man das Finanzsystem des Landes betrachtet.
Herausforderung für Politik
Damit ist Indien der am zweitschnellsten wachsende Markt für Schattenbanken auf der ganzen Welt, nach Indonesien. Für die Wirtschaftspolitik des Landes wird das zur Herausforderung. Zwar hat die Reserve Bank of India den Zinssatz seit April 2010 13 Mal angehoben, doch die Wirkung der Geldpolitik blieb aus.
Die Transmission via offizielle Geschäftsbanken auf das Finanzsystem des Landes funktionierte nicht oder nur mangelhaft: In 21 von 26 Monaten blieb die Inflation über 8 Prozent.
Nur Bruchteil registriert
Problematisch ist dabei auch, dass die bei der Zentralbank registrierten Finanzdienstleister nur einen Bruchteil des wahren Marktes widerspiegeln. Der Grund: 65 Prozent der Bevölkerung und 92 Prozent der Kleinunternehmer haben überhaupt keinen Zugang zum gewöhnlichen Bankensystem. Das müsse sich, so Branchenexperten, ändern.
«Es ist unumgänglich, das zu kalkulieren», so Ökonom Kavita Rao, der dafür verantwortlich ist, die Kontrolle über den Bereich zu verstärken. Damit das gelinge, brauche es aber noch weit mehr Regulierung durch die Zentralbank, fordert er.