Ein Berner Anbieter von Mietzins-Garantien verklagt die Schweizer Tochter des italienischen Versicherers – und macht den Streit öffentlich.
Gocaution hat rechtliche Schritte gegen die Generali Versicherungen eingeleitet, wie einer Mitteilung des Berner Fintechs zu entnehmen war. Die Anbieterin von digital abgewickelten Mietkautionen hat dazu beim Handelsgericht Bern Klage gegen die Schweizer Tochter des italienischen Finanzkonzerns eingereicht.
Das 2016 gegründete Finanz-Startup wirft dem Versicherer vor, die Trennung von Gocaution im vergangenen Jahr «nicht partnerschaftlich» vollzogen zu haben. Generali war der Risikopartner des Jungunternehmens gewesen; das Assekuranzunternehmen entschied jedoch im Jahr 2022, sich aus dem Mietkautions-Geschäft in der Schweiz zurückzuziehen und seine Dienstleistungen als Risikoträger für Mietkautionen einzustellen.
Intransparent kommuniziert?
Die beiden Parteien vereinbarten darauf, so die Mitteilung, die Zusammenarbeit per Ende Juni 2023 zu beenden. «Bedauerlicherweise hat die Generali Versicherungen in der Folge wiederholt intransparent kommuniziert und damit nicht nur den Interessen von Gocaution geschadet, sondern auch bei vielen Kunden, Vermietern und Partnern von Gocaution für Verwirrung, Unsicherheit und eine falsche Wahrnehmung gesorgt», hält die Ex-Partnerin Generali nun vor.
Laut Geschäftsleitungsmitglied Viktor Bisang geht es um einen Streitwert von etwa 10 Millionen Franken, wie er gegenüber finews.ch sagte. Gocaution möchte die Möglichkeit erhalten, den rund 33'000 Kunden, die ihr durch den Generali-Rückzug verloren gingen, ein Angebot zum Bleiben unterbreiten zu können.
Dass der Streit nun nicht nur vors Berner Handelsgericht, sondern auch noch an die Öffentlichkeit eskaliert, lässt auf verhärtete Fronten schliessen. Bei Generali Schweiz hiess es auf Anfrage, dem Unternehmen liege zum aktuellen Zeitpunkt über die Presseinformation hinaus keine weiteren Informationen vor. «Sollte uns eine Klage zugestellt werden, werden wir den Inhalt eingehend prüfen», so ein Sprecher.
Zeitweilig ein Boom-Geschäft
Der Vorschuss von Mietkautionen gegen Zins entwickelte sich in der Tiefzins-Phase nach 2015 zeitweilig zu einem Wachstumsmarkt, der einige Startups hervorgebracht hat. Mit der Erde 2022 erfolgten Zinswende steht das Geschäft jedoch vor neuen Rahmenbedingungen.
Wie Gocaution in der Mitteilung berichtete, vermochte das Unternehmen sein Neukunden-Geschäft im ersten Quartal 2024 auf Vorjahresniveau halten und blickt optimistisch in die Zukunft. Produkterweiterungen sowie die Neugestaltung des Markenauftritts sollen eine solide Basis für eine nachhaltige Entwicklung bilden, hiess es weiter.