B+B Vorsorge führte in diesem Jahr mehrere Podiumsveranstaltungen durch. An diesen Anlässen wurden visionäre Ideen der Personalvorsorge sowie illustre Gäste präsentiert.
Die grösste Vision sparte sich B+B Vorsorge jedoch bis zum Schluss auf: Am 8. November 2012 präsentierte der Schweizer Luftfahrer und Psychiater Bertrand Piccard den geladenen Gästen im Zürcher Kunsthaus ein inspirierendes und visionäres Referat. Die Erfolge von Bertrand Piccard sind in der Tat sehr beeindruckend: Als erster Mensch umrundete er 1999 in einem Ballon die Welt. Und nun wird Bertrand Piccard schon bald den nächsten Weltrekord aufstellen: 2015 will er in einem solarbetriebenen Flugzeug ganz ohne Schadstoffe die Welt umrunden.
Der 1958 in Lausanne Geborene stammt aus einer Dynastie von Forschern und Wissenschaftlern, die Höhen und Tiefen unserer Erde erobert haben. Piccards Grossvater, Auguste, fuhr 1932 mit einem Ballon zum ersten Mal in die Stratosphäre. Sein Vater Jacques stellte im Marianengraben einen Tiefseetauchweltrekord auf.
Mit dem Wind gehen
Bertrand Piccard gelang es mit seinem charmanten französischen Akzent die 140 B+B-Gäste im Kunsthaus sofort in seinen Bann zu ziehen: Zuerst verglich er den Lebensweg mit einer Ballonfahrt: «Dort oben hat man keine Kontrolle und keine Macht. Man geht einfach mit dem Wind. Und im Leben ist es genauso.»
Auch auf seinem persönlichen Lebensweg wisse man nie, wohin die Reise genau gehe. Die Liebe oder eine schwere Krise seien wie Winde, die den Menschen mal vom Kurs abbringen könnten. Weil die meisten aber versuchen würden verzweifelt die Richtung zu halten, sei das Leben für solche Leute oftmals ein stetiger Kampf: Dabei sei es total sinnlos gegen Winde zu kämpfen, rief der Abenteurer ins Publikum.
«Wir sollten viel mehr lernen mit dem Unbekannten zu spielen.» Denn gut fahre, wer den Lebensweg als eine Überraschung sehe und sich an neue Situationen sofort anpasse.
Immer mal wieder Ballast abwerfen
Das einzige was man als Ballonfahrer ändern könne sei jeweils die Flughöhe. Und dies empfiehlt der Psychiater auch im richtigen Leben zu tun: «Damit wir auf unserem Weg in eine neue Richtung kommen, müssen wir ab und zu unsere Flughöhe anpassen.»
Und dazu sei es unabdingbar immer wieder mal Ballast abzuwerfen. Das perfide aber sei, dass der Mensch vor allem in Krisensituationen immer wieder versuche, den Ballast zu halten.
Und dann startete Bertrand Piccard mit einem Plädoyer für einen Paradigmenwechsel: «Man sollte im Leben versuchen so genannte Gewissheiten, Muster und Ängste einfach mal loszulassen!»
Nur so würde man weiter kommen. Nur so sei der Mensch nicht weiter gefangen. «Wenn wir genau das Gegenteil von dem machen, was wir tief in uns glauben, haben wir im Leben sofort alle Richtungen offen», sagt Piccard.
Durchs Eis gehen um ans Licht zu kommen
Wer versuche Neues auszuprobieren, sei ebenfalls ein Abenteurer und beweise Unternehmergeist. In diesem Moment präsentierte Piccard eine Fotoaufnahme, die er während seiner Erdumrundung im Ballon machte: Das Bild zeigte, wie eines Morgens hinter der gefrorenen Scheibe der Ballonkap- sel langsam die Sonne aufgeht.
«Das war für mich wie ein Sinnbild, dass man nämlich manchmal durchs Eis gehen muss, um ans Licht zu kommen.» Doch viele Leute würden lieber leiden anstatt durchs Eis zu gehen. «Um ein Ziel zu erreichen muss man aber auch etwas wagen und gewisse Risiken eingehen», so Piccard weiter.
Helden als Bedrohung
Am Anfang sagten alle, dass es unmöglich sei, die Welt im Ballon nonstop zu umrunden. Doch er und sein Team glaubten stets daran. Und tatsächlich: Der Erfolg brachte die simple Veränderung der Flughöhe.
Früher dachte man nämlich, dass man mit einem Ballon immer stabil auf derselben Höhe fliegen muss. «Wir konstruierten einen ‚unstabilen' Ballon, mit dem wir auf verschiedene Flughöhen kamen.» Und erst dadurch zogen Bertrand Piccard und sein Partner Brian Jones an ihren Konkurrenten, wie beispielsweise dem Amerikaner Steve Fossett, vorbei.
«Pioniere sind jeweils erst im nachhinein Helden. Vorher werden sie nur als Bedrohung wahrgenommen, weil sie etwas versuchen, das noch niemand zuvor geschafft hat», wie der Schweizer Abenteurer dem Publikum in Zürich weiter erklärte.
Die kluge Wespe und die dumme Biene
Das Vorbild in der Natur ist für Bertrand Piccard die Wespe. In der Gartenlaube seines Elternhauses aus Glas, die nur auf eine Seite gegen den Garten hin offen ist, verirrten sich nämlich immer wieder diverse Insekten.
Jeden Abend lagen mehrere Tote Bienen am Boden, die den Ein- respektive Ausgang nicht mehr fanden. Jedoch entdeckte Piccard nie eine tote Wespe, weil diese stets konsequent dem Glas entlang flogen, bis sie den offenen Teil der Laube wieder fanden und so zurück in die Freiheit fliegen konnten.
Als der Aviatik-Spezialist 1999 mit seinem Spezialballon die Welt umrundete, wurde er von einem Journalisten als erstes gefragt, wie er mit seinem kleinen Team denn das Unmögliche schaffen konnte.
Futuristisches Flugzeug
Bertrand gab zur Antwort, dass er die Strategie der Wespen, und die Konkurrenz die Strategie der Bienen gewählt habe. «Will man im Leben also weiterkommen, sollte man nicht immer wieder gegen die Scheibe fliegen, sondern einen neuen Weg suchen.»
Als nächstes will Bertrand Piccard also wespenähnlich die Lüfte mit seinem Öko-Flugzeug erobern. Dabei handelt es sich um eine Hightech-Maschine mit einer Flügelspannweite von 65 Metern, die mit null Schadstoffen Tag und Nacht fliegen kann. Bisher mussten Solarflugzeuge in der Nacht oder bei schlechter Witterung immer wieder landen.
Mit dem Projekt Solar Impulse will der Visionär nicht die Welt verändern, sondern aufzeigen, dass es möglich ist, sich heute vollkommen auf nachhaltige Art und Weise fortzubewegen. Piccards futuristisches Flugzeug kann die Energie speichern und ist nicht schwerer als 1'600 Kilogramm.
Nichts ist unmöglich
«Flugzeugkonstrukteure sagten uns, dass es auch vom Material her völlig unmöglich sei, ein solches Flugzeug in die Luft zu bekommen. Wir beauftragten mit dieser Aufgabe die Schiffskonstrukteure, welche die Alinghi gebaut hatten. Die wussten nicht, dass es angeblich gar nicht möglich sei und haben es dann geschafft.»
Mit diesem Projekt beweist Piccard der Welt einmal mehr, dass alles möglich ist, wenn man es eben nicht unbedingt so macht, wie man es bisher immer gemacht hat bzw. wenn man es nicht so macht, wie es alle machen.
«Man muss nur seinen Betrachtungswinkel respektive die Flughöhe etwas ändern und bereit sein, seine Komfortzone zu verlassen», so der Abenteurer überzeugt.
Keine Abenteuer in der Vorsorge
Um einen neuen Weltrekord aufzustellen, geht es Bertrand Piccard nicht. Er möchte demonstrieren, dass Fortbewegung heutzutage auch ohne schädliche fossile Brennstoffe möglich ist, denn «zukünftige Generationen sollen auch noch etwas von unserem schönen Planeten haben!»
Der Vater dreier Töchter ist übrigens auch nachhaltig, was das Thema Vorsorge angeht. «Ich besitze eine 2. und eine 3. Säule», verriet Piccard nach seinem Vortrag. Und weiter: «Die Vorsorge ist ein Gebiet, bei dem man besser kein Abenteurer sein sollte», so der Lausanner, der sich mit einem breiten Grinsen und einem festem Händedruck freundlich verabschiedete.