Die ehemaligen Ferrier-Lullin-Banker von 1875 Finance in Genf wollen ins Pensionskassen-Geschäft expandieren, wie Recherchen von finews.ch ergaben.
Vor sechs Jahren aus der Taufe gehoben, verwaltet der Genfer Vermögensverwalter 1875 Finance mit seinen aktuell 23 Mitarbeitern heute 5 Milliarden Franken an Kundengeldern.
Davon stammen rund 3 Milliarden Franken von einigen vermögenden Familien, für die 1875 Finance als Multi-Family-Office fungiert. Die anderen 2 Milliarden Franken stammen von etwa 600 wohlhabenden Kunden. Um das Geschäftsmodell künftig breiter abzustützen, will das Unternehmen per Anfang 2013 ins institutionelle Geschäft, namentlich mit Pensionskassen, einsteigen, wie Recherchen von finews.ch ergaben.
Zusätzliches Personal gesucht
Olivier Bizon (im Bild zweiter von rechts), Managing Partner und Vizepräsident des Verwaltungsrats, bestätigte entsprechende Informationen und erklärte weiter, dass 1875 Finance mit dem institutionellen Geschäft in den nächsten drei bis fünf Jahren bis zu fünf Milliarden Franken an zusätzlichen Kundengeldern akquirieren wolle. Zusätzliches Personal dafür stosse sukzessive ab Dezember 2012 zum Unternehmen.
1875 Finance zählt zu aktivsten unabhängigen Vermögensverwaltern auf dem Platz Genf. Der Firmenname geht auf das Jahr zurück, in dem die Genfer Familie Ormond ihre eigene Bank eröffnete.
Im Jahr 1971 entstand dann die Banque Ormond Burrus et Cie in Genf, aus der später die Banque Cantrade Ormond Burrus hervorging, die 1998 mit Ferrier Lullin & Cie fusionierte, die wiederum Teil der UBS Private Banking Group war. Im Jahr 2006 übernahm dann die Julius-Bär-Gruppe die Privatbanken der UBS mitsamt dem Asset Manager GAM.
Erfahrene Private Banker
Zusammen mit den beiden Vertretern der Ormond-Familie, François-Michel Ormond (im Bild rechts, Verwaltungsratspräsident) sowie Jacques-Antoine Ormond ( im Bild zweiter von links, Senior Partner) gründeten dann 2006 drei frühere Paribas- und Ferrier-Lullin-Banker das heutige Unternehmen 1875 Finance.
Es sind dies: Olivier Bizon, Paul Kohler (im Bild links, Senior Partner) sowie Aksel Azrac (im Bild Mitte, Senior Partner). Als das Genfer Traditionsunternehmen Ferrier Lullin im Jahr 2006 als Teil der UBS-Privatbanken-Töchter an die Julius-Bär-Gruppe verkauft wurde, machten sich die erwähnten Banker selbständig und gründeten 1875 Finance.
Verlagerung von Kundengeldern
Der jüngste Expansionsschritt erfolgt vor dem Hintergrund des epochalen Wandels auf dem Schweizer Finanzplatz, wie Olivier Bizon weiter erklärt. Gerade vor dem Hintergrund der zu absehbaren neuen steuerlichen Rahmenbedingungen werde es enorme Verschiebungen von Kundengeldern geben, so der Genfer Bankier weiter.
Ausländische Kunden mit Depots bis zu zwei Millionen Franken werden gemäss Bizon nicht umhin kommen, ihre Situation zu «regularisieren» respektive eine Selbstdeklaration anstreben. Für Vermögen bis 8 Millionen Franken sei die Abgeltungssteuer zweifellos die beste Option.
Optionen für Grossvermögen
Für grössere Depots eröffneten sich weitere Möglichkeiten, so Bizon. Wolle ein Kunde sein Kapital verlagern, müsse er entsprechend auch seinen Wohnsitz ändern. Scheinwohnsitze oder Briefkastenfirmen und dergleichen seien nicht länger opportun.
Nach Einschätzung der Führungscrew von 1875 Finance dürfte der Wandel auf dem Schweizer Finanzplatz nicht ohne Vermögensabflüsse in der Schweizer Private-Banking-Branche einher gehen. Um dem gleichzeitigen Margenschwund entgegen zu wirken, erklärt sich denn auch der Einstieg ins institutionelle Geschäft, wo man ab nächstem Jahr in einer ersten Phase vor allem Pensionskassen in der Westschweiz ansprechen wolle.
Die Mindestgrösse von Mandaten, die 1875 Finance betreuen will, beziffert Bizon auf 100 Millionen Franken.