Viel weniger Boni, viel mehr Clawbacks, viel stärkere Kontrolle, viel höhere Fixgehälter: Die Entlöhnung im Investmentbanking wandelt sich krasser als angenommen.
Haben Sie gewusst, dass ein durchschnittlicher Investment-Banker in Europa heute ein um fast 40 Prozent höheres Festgehalt hat als 2007?
Oder dass sein Bonus letztes Jahr um satte 31 Prozent einbrach?
Die Zahlen finden sich in einem Report, den die Association of Financial Markets soeben in Brüssel veröffentlicht hat; der Verband bündelt alle grossen Investmentbanken und anderen wichtigen Player im europäischen Kapitalmarktgeschäft, von ABN Amro und Banco Santander über Credit Suisse Securities bis UBS und Westpac.
Zur Erhebung «Performance and Remuneration in Investment Banking» trugen die 66 Mitglieds-Gesellschaften Daten bei.
Erforscht wurde die Entwicklung von 2007 (dem letzten Jahr vor dem vollen Ausbruch der Finanzkrise) bis und mit 2011. Und klar wurde dabei, dass das Lohngefüge der Investmentbanken in diesen wenigen Jahren tatsächlich grosse Schritte durchlaufen hat.
Einige massgebliche Ergebnisse:
• Die Gesamt-Lohnsumme in den erfassten Instituten lag 2011 um 16 Prozent tiefer als 2007.
• Die Pro-Kopf-Entlöhnung reduzierte sich seit 2007 um insgesamt 30 Prozent.
• Dies vor allem, weil es bei den Boni zu einem regelrechten Einbruch kam: Die durchschnittliche variable Entlöhnung sank um 55 Prozent.
• Andererseits kletterten die durchschnittlichen Grundgehälter seit 2007 um 37 Prozent nach oben; im vergangenen Jahr 2011 betrug der Anstieg dabei 3 Prozent.
• Die sofort ausbezahlten Boni sanken zwischen 2007 und 2011 um 77 Prozent; hier betrug der Rückgang im letzten Jahr 46 Prozent.
• Ein ähnliches Bild ergab sich bei den zurückbehaltenen Cash-Boni: Sie sanken in den letzten vier Jahren um 63 Prozent; 2001 betrug der Rückgang 35 Prozent.
• Im Schnitt werden die aufgeschobenen Boni für drei Jahre zurückbehalten.
• Das Verhältnis von Fix- zu Bonus-Komponente hat sich also tatsächlich dramatisch verändert. 2007 betrug der Anteil der Grundgehälter 30 Prozent der gesamten Entlöhnung im europäischen Investmentbanking. Bis 2011 war diese Quote auf 55 Prozent gestiegen.
Kein Bonus ohne Risikokomponente
Im weiteren machten die Statistiker der AFME einige Tendenzen aus, welche die angedeutete Entwicklung wohl auch in Zukunft stützen werden.
• So war durchwegs feststellbar, dass die Banken ihre Boni zwar heute noch auf Erfolgsbasis gewähren; aber konsequent in allen Instituten finden sich inzwischen Komponenten der Risiko-Anpassung.
• Ausnahmslos alle Banken haben inzwischen Clawbacks oder Clawback-ähnliche Instrumente eingeführt.
• Alle befragten Banken haben den Einfluss der Remuneration Comittees im Verwaltungsrat gestärkt, und alle sorgten dafür, dass Risikomanagement-Spezialisten bei der Salärgestaltung mitreden.
«Es wird zunehmend klar, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise 2007-2008 einen strukturellen Bruch im Investmentbanking darstellt»: So lautet denn ein Fazit der Association of Financial Markets.