Ein Schneider an der Savile Row sucht den bestangezogenen Banker der Londoner City. Nominiert sind vier Vertreter der Schweizer Grossbanken.
An Londons Savile Row kleiden sich die bestangezogensten Gentlemen bei den besten Schneidern ein. Und dies nicht erst seit 100 Jahren. Die gut Betuchten treffen sich dort mit Stil. Wer die Engländer kennt, kennt auch ihren Hang zum Exzentrismus. Etwa, wenn ein Victorianer zum Spass eine Wette in seinem Club macht, dass er in 80 Tagen um die Welt reist.
Die Schönsten wurden noch nicht nominiert
Etwas exzentrisch ist auch die Idee, den bestangezogensten Banker zu erküren. Sie stammt vom Tuchhaus Cad & The Dandy, «Tailors and Shirtmakers», an der Savile Row. Gemeinsam mit dem Londoner Stadtmagazin «Square Mile» soll «London's Best Dressed Banker 2011» gekürt werden.
Hand aufs Herz: Wenn schon Wettbewerbe und Castings für Mr UK, Miss Schweiz, Playmate des Jahres oder «Blick»-Girl-des-Monats durchgeführt werden, kann man gut auch ein paar Herren auf den Laufsteg führen, die eigentlich mehr für den Inhalt ihres Kopfs bezahlt werden als für dessen Schönheit. Dem Sieger winken immerhin zwei handgefertigte Massanzüge im Wert von je 1'500 Pfund.
Wer sich durch die bereits nominierten Kandidaten klickt, ist eher etwas ernüchtert. Zugegeben, nicht jeder Bänkler von der Themse ist ein zweiter Hugh Grant. Aber dennoch: Das Kandidatenkarussel nimmt sich aus wie die Ersatzcrew für den Dreh zu «Four Weddings and a Funeral». Oder böse gesagt wie Statisten aus «The Fast and the Furious».
Adoboli auf Medaillenkurs
Mit 73 Stimmen drei Wochen vor Abstimmungsende ist der ehemalige UBS-Händler Kweku Adoboli auf Platz 3 der bestgekleideten Banker (Bild Mitte). Wofür genau dieses Votum zustande kam, ist nicht ganz klar, dies obwohl der hellblaue Pullover, den er nach der Verhaftung trug, recht adrett aussah. Aber eben, es stören halt die Handschellen.
Bemerkenswert, dass die Schweizer Grossbanken gleich drei Vertreter unter den «Best Dressed»-Nominierten der City haben. Denn unter den 24 heissen Kandidaten befinden sich derzeit auch David Roditi, Credit-Suisse-Analyst, Dan Riley von UBS Wealth Management (links) sowie Simon Tilley, ebenfalls von der UBS (rechts).
Wettbewebsverzerrung
Wie schon gesagt: Die Auswahl der Kandaten ist nicht überzeugend. Und weshalb? – Wie man weiss, sind die Engländer hartgesottene Chauvinisten, die sich gegen aussen zwar liberal und weltoffen geben, dabei aber gnadenlos englisch denken und bleiben. So wurde der bestaussende Schweizer Banker, Sergio Ermotti, nicht nominiert – er arbeitet halt nicht in London.
Schade ist übrigens auch, dass die Ex-Vize-Miss-Schweiz Xenia Tchoumicheva die Londoner Niederlassung von J.P. Morgan schon wieder verlassen hat. Auch sie hätte die britische Konkurrenz weggepustet. Aber eben, es gilt: Vote British! Oder wie sang man unter Königin Victoria: «Rule Britannia!»