Auch Reiche, die nicht in die Kategorie der Ultra High Net Worth Individuals fallen, wünschen eine persönliche Betreuung. Diese Idee hatte Zürcher Jürg Kallay schon vor über 20 Jahren. Mittlerweile ist er mit seiner Firma Swissprivate immer besser unterwegs.

Jürg Kallay ist ein zuvorkommender, sachlicher Mensch. Er ist kein Schaumschläger.

Und er schenkt gerne reinen Wein ein. «Das Investieren ist beileibe keine Black Box», sagt er. «Wer nüchtern und rein sachlich die Anlagewelt analysiert, erkennt schnell, dass es im Wesentlichen nur drei Realanlagen gibt, die Ertrag abwerfen: Aktien, Obligationen und Immobilien. Alles andere sind zumeist teure Verpackungen davon, oder es sind keinerlei Ertrag abwerfende Anlagekategorien wie Gold, Bitcoin und Rohstoffe aller Art, die nur dann einen «Gewinn» produzieren, wenn ein Dritter diese vom Investor teurer abkauft, als er diese erworben hat», schiebt er nach.

Vor über 20 Jahren hat er im Zürcher Seefeld Swissprivate gegründet. Das Multi-Family-Office bietet vermögenden Kunden eine von Banken unabhängige Aussenbetrachtung. Der Fokus liegt dabei auf Personen mit einem Vermögen von 5 bis 100 Millionen Franken.

Bessere Konditionen

In diesem Bereich lasse sich einiges bewegen: «Die Erfahrung zeigt, dass Swissprivate-Kunden nach Abzug aller Gebühren kostengünstiger fahren, als wenn sie Einzelmandate bei Banken selbst bewirtschaften», sagt er.

Zum Leistungsumfang gehört neben der Festlegung der Anlagestrategie mitsamt der Allokation der Anlageklassen, die Evaluation der passenden Banken und das Aushandeln der besten Konditionen. Die Experten von Swissprivate überwachen die Performance der Vermögenswerte und reagieren sofort, sollte die erzielte Performance bei einem Anbieter die vereinbarten Bandbreiten verlassen.

Kallay und sein Team werfen auf Wunsch auch noch mal einen Blick auf Verträge, bevor diese unterzeichnet werden.

«Ich habe immer wieder mal gezweifelt»

«Die meisten Vermögenden sind froh, wenn sie jemanden haben, der all dies für sie tut. Sie wollen es nicht tun, haben eventuell keine Ahnung von der Materie oder haben schlicht keine Zeit dafür», sagt Kallay.

Kallay wollte schon immer eigene Wege gehen. «Was 500 andere auf dem Platz Zürich anbieten, muss ich nicht auch noch tun», ist sein Kredo.

Als er vor über 20 Jahren Swissprivate gegründet hat, wurden seine Dienstleistungen allerdings noch wenig in Betracht gezogen. «Ich habe immer wieder mal gezweifelt», gesteht er.

Verzicht auf jegliche Prognosen

Das Durchhalten hat sich gelohnt. Mittlerweile hat sich aus der Idee ein stark nachgefragtes Geschäftsmodell entwickelt.

Der HSG-Abgänger vermeidet es jedoch bis heute tunlichst, Prognosen abzugeben. «Prognosen im Grunde genommen unredlich sind. Denn niemand weiss, was kommen wird», sagt er.

In den vergangenen 50 Jahren sind alle wesentlichen Anlageklassen gewachsen: MSCI World Index (USD): 9’060 Prozent (annualisiert 10 Prozent), Dow Jones Industrial (USD): 32’065 Prozent (annualisiert 12 Prozent) und der S&P 500 (USD): 33’442 Prozent (annualisiert 12 Prozent).

Die wichtigsten Erkenntnisse

Kallay bestreit dies nicht. Er schiebt aber sogleich nach: «Ob dies die nächsten 50 Jahre genauso sein wird, weiss niemand: Weder die Regionalbank um die Ecke, noch die Grossbank.»

Zwei Erkenntnisse gibt es für ihn jedoch. Erstens: Nicht investiert zu sein war die letzten 50 Jahre keine gute Idee. Zweitens: War man investiert, gab es riesige Rendite-Differenzen in den verschiedenen Anlageklassen.

Widersprechen kann man Jürg Kallay hierbei kaum.