Ein ehemaliges Kapuzinerkloster entwickelt sich immer mehr zum beliebten Seminarort von Banken. Aus gutem Grund.
Stans, fast 9'000 Einwohner, Hauptort des Kantons Nidwalden. Die Steuern sind hier für Unternehmen tief. Weil sie noch tiefer sind als in Hongkong, sorgte dies vor vier Jahren international für Schlagzeilen. Doch ansonsten fristet der Ort auf dem Finanzplatz Schweiz ein Mauerblümchen-Dasein.
Und trotzdem hat es Stans geschafft, die Aufmerksamkeit von unzähligen Bankern auf sich zu ziehen.
Kapuziner gaben nach über 400 Jahren Kloster auf
Dies liegt in erster Linie am ehemaligen Kapuzinerkloster.
1582 registrierte man im Nidwaldner Hauptort die Ankunft der ersten Kapuzinermönche. Im August 2004 gaben die Kapuziner nach über 400 Jahren das Kloster auf. Die letzten verbliebenen Mönche des Bettelordens wurden auf andere Häuser in der Schweiz verteilt.
Das ehemalige Kapuzinerkloster in Stans. (Bild: Timo Schwach)
Die Liegenschaft ging daraufhin für gut eine Million Franken an den Kanton Nidwalden über. Zuerst sollte aus dem Kloster eine «Akademie der Weisen» werden, ein Ort, wo das Wissen von vom Aussterben betroffener Berufe vermittelt werden sollte.
Das Vorhaben scheiterte an der Finanzierung.
Pharmaunternehmen hegte grosse Pläne
2008 schien man mit dem Einzug einer Pharmafirma das grosse Los gezogen zu haben. Die Firmenchefs richteten mit der grossen Kelle an: Sie sprachen davon, die Welt der seltenen Krankheiten zu revolutionieren und beauftragten Stararchitekt Norman Forster mit dem Umbau der Klosterräumlichkeiten.
Die Bagger fuhren nie auf: So schnell wie das Pharmaunternehmen gekommen war, war auch das Geld verbrannt.
Seit vier Jahren beherbergt das ehemalige Koster das Culinarium Alpinum. Dieses hat sich dem kulinarischen Erbe der Alpen verschrieben. Kochkünstler und Schnapsbrennerinnen, Bäuerinnen und Metzger, Sommeliers und Verkosterinnen, Käseprofis und Bäckermeisterinnen kommen hier zusammen, um gemeinsam die Zukunft des kulinarischen Kulturraums zu gestalten.
Übernachten wo früher die Mönche gehaust haben. (Bild: Timo Schwach)
Banken entdecken Culinarium für Workshops und Seminare
Und zunehmend mehr Banker: Das Culinarium Alpinum verfügt neben einer ausgezeichneten Küche auch noch über zahlreiche Seminarräume und Gästezimmer. «In den vergangenen Jahren können wir verzeichnen wir eine zunehmende Anzahl an Finanzinstituten, die hier bei uns Seminare und Workshops durchführen», sagt Cluinarium-Chef Peter Durrer.
Zu den Kunden des Culinariums zählen neben Versichern und Klein- sowie Regionalbanken auch Grossbanken.
Peter Durrer, Chef des Culinarium Alpinum. (Bild: Timo Schwach)
Kochkurse für reiche Amerikaner
Dort treffen sie unter Umständen auf potenzielle Kunden. Denn das Culinarium führt seit einiger Zeit erfolgreich Kochkurse für vermögende Amerikaner durch. Mit der Limousine werden sie von den Hotels in der Zentralschweiz abgeholt und nach Stans gebracht, wo sie die Zubereitung eines typischen Schweizer Gerichts lernen: Geschnetzeltes und Rösti. Kostenpunkt: 1'400 Franken pro Person. «Amazing!», lautet der Kommentar der Gäste.