Seit drei Jahren erlebt das Tessin ein Comeback als Finanzplatz – sowohl im Bereich von Kryptoanlagen als auch im klassischen Asset Management. Das Lugano Finance Forum hat sich dabei zum wichtigsten Stelldichein der Branche entwickelt. Initiant Riccardo Esposito verrät im Interview mit finews.ch die Höhepunkte des diesjährigen Anlasses.


Herr Esposito, am 19. November findet das diesjährige Lugano Finance Forum statt. Im Vergleich zu früher nehmen deutlich mehr Sponsoren und Aussteller teil. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Tatsächlich stösst das diesjährige Lugano Finance Forum auf ein aussergewöhnliches Interesse. Ich führe dies vor allem auf zwei Faktoren zurück: Einerseits hat unsere Marketingstrategie äusserst positive Ergebnisse verzeichnet. Andererseits spiegelt das Forum, das sich mittlerweile als Event für die Finanzbranche im Tessin etabliert hat, die Entwicklung des lokalen Marktes wider.

Dies auch als Zeichen dafür, dass die Tessiner Finanzbranche die grossen Herausforderungen der vergangenen Jahre, wie Covid, beschränkter Marktzugang nach Italien und das Ende des Schweizer Bankgeheimnisses, mit Bravour gemeistert hat.

«Ein Fokus richtet sich dieses Jahr auf Anlagen im Kunstbereich»

Unter diesen Prämissen konnten wir sogar ein leichtes Wachstum beobachten, das sich vor allem im vergangenen Jahr regelrecht beschleunigt hat. Diverse ausländische Finanzinstitute haben Niederlassungen in Lugano eröffnet. Dieses Interesse hat sicherlich zur Zunahme der Sponsoren und Aussteller am Lugano Finance Forum geführt.

Wer ist Ihr Zielpublikum?

Es variiert von Jahr zu Jahr – abhängig von den Sponsoren und Ausstellern. Die diesjährige Ausgabe wird eine grosse Anzahl an Asset Managern aufweisen und entsprechend ein Fachpublikum von qualifizierten institutionellen, sprich professionellen Investorinnen und Investoren anziehen, das an innovativen Finanzprodukten und -dienstleistungen interessiert ist.

Ich freue mich auf die Teilnahme von renommierten Family Offices, unabhängigen Vermögensverwaltern, Private Bankern, Wealth Managern und Beratern aus der ganzen Schweiz und Italien. Unser Ziel ist es, eine Plattform zu bieten, die hochkarätiges Networking ermöglicht, so dass diejenigen, die grosse Vermögen verwalten, diejenigen treffen, welche die besten Anlagestrategien anbieten.

Was sind die Höhepunkte am diesjährigen Forum?

Ein Fokus richtet sich auf alternative Investments, insbesondere auf Privatmärkte und Anlagen im Kunstbereich. Entsprechend wird auch eine Ausstellung moderner Kunst den passenden Rahmen für diverse Veranstaltungen zu diesem Thema bilden und so auch Gelegenheiten bieten, in diese Asset-Klasse zu investieren.

«Der Anlass ist ein Brückenkopf zwischen der Schweiz und Italien»

Als weitere Schwerpunktthemen werden wir Immobilienanlagen sowie den makroökonomischen Ausblick für 2025 im Lichte der Geldpolitik, der Kryptowährungen und des Handels diskutieren. Ich bin überzeugt, dass das diesjährige Forum eine reichhaltige und anregende Ausgabe für Investorinnen und Investoren sein wird.

Warum sollte man das Lugano Finance Forum sonst noch besuchen?

Der Anlass hat sich nicht nur als fester Termin im Kalender der Tessiner Finanzbranche etabliert, sondern auch als Brückenkopf zwischen der Schweiz und Italien. Das Forum bietet eine einzigartige Gelegenheit, zahlreiche Entscheidungsträgerinnen und -träger aus der Asset-Management-Branche an einem einzigen Tag zu treffen und so in den Genuss eines hochwertigen Networking zu kommen.

Zudem ist die Veranstaltung auch eine einzigartige Plattform, um neue Geschäftsideen im Finanzbereich zu diskutieren und zu validieren.

Treten wir noch einen Schritt zurück und richten unseren Blick auf das grosse Ganze. Welche Themen dominieren derzeit die Finanzbranche?

Aktuell ist es sicherlich der Blick auf 2025 – was wird uns das nächste Jahr wirtschaftlich bescheren? Die Märkte durchlaufen derzeit eine Phase grosser Unsicherheit, zumal viele Vermögenswerten auf neuen Allzeithochs notieren, während gleichzeitig erhebliche geopolitische Risiken bestehen und verschiedene Kriege – unter Atommächten – wenig Hoffnung auf friedliche Lösungen bieten.

«Ich beobachte einen starken Anstieg der Anzahl unabhängiger Vermögensverwalter im Tessin»

Weitere «heisse» Themen sind die erwarteten Zinssenkungen der Zentralbanken, defensive Vermögenswerte wie Gold und Kryptowährungen, die als alternative Anlageklasse rasant an Bedeutung gewinnen.

Darüber hinaus sind die anstehenden US-Präsidentschaftswahlen und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Finanzmärkte ein weiteres grosses Diskussionsthema.

Wie würden Sie den aktuellen Zustand des Finanzsektors im Tessin beschreiben?

Lugano und das Tessin erleben derzeit ein höchst positives Momentum. In den vergangenen Jahren hat sich die Region als solide Basis für die Entwicklung finanzieller Aktivitäten erwiesen, sowohl im Bereich der Kryptowährungen – wo Lugano als eine der fortschrittlichsten Städte der Welt gilt – als auch im traditionellen Asset Management.

Die Kombination aus neuen Technologien und solider Infrastruktur macht Lugano zu einem attraktiven Hub für Fonds, Banken und Finanzdienstleister. Heute ist es nicht mehr zwingend, physisch in den grossen Finanzzentren präsent zu sein, um global zu agieren. Das begünstigt das Tessin mit seiner hohen Lebensqualität, verlässlichen Strukturen und einer internationalen, höchst fachkundigen Bevölkerung sehr.

Welche Trends beobachten Sie «vor der Haustür»?

Ich beobachte einen starken Anstieg der Anzahl unabhängiger Vermögensverwalter, die sich nach ihren Erfahrungen in Banken selbständig machen. Diese Unternehmer finden im Tessin ein günstiges Umfeld mit einem serviceorientierten Ökosystem, einer effizienten Infrastruktur und einem stabilen regulatorischen Rahmen.

«Dies wird ein entscheidendes Thema sein, das man im Auge behalten muss»

Dies schafft einen positiven Kreislauf mit Synergien zwischen Finanzplanern, Vermögensverwaltern und anderen Akteuren, was wiederum das Wachstum der lokalen Finanzaktivitäten beschleunigt.

Welche Auswirkungen hat das Verschwinden der Credit Suisse im Tessin?

Der Zusammenbruch der Credit Suisse war sicherlich ein Schock. Aber ich denke, dass der Markt ihn inzwischen verarbeitet hat. Auf politischer Ebene bleibt jedoch die Frage nach dem «Too big to fail» offen, da die Integration der CS in die UBS eine Bank von enormer Grösse geschaffen hat, die wiederum eng mit dem Schicksal des Schweizer Finanzplatzes verknüpft ist. Dieses Thema gilt es, im Auge zu behalten, da es letztlich die Stabilität der ganzen Branche ausmacht.

Was wollen Sie mit dem Lugano Finance Forum noch erreichen?

Unser Ziel ist klar: Lugano als Finanz-Hub zu festigen. Vor Jahren haben wir den Namen der Veranstaltung von Lantern Fund Forum in Lugano Finance Forum geändert, um die Region hervorzuheben, in der sich so viele Chancen bieten.

«Sergio Ermotti verkörpert die Exzellenz des lokalen Finanzsektors»

Unter diesen Prämissen arbeiten wir auch eng mit den lokalen Behörden zusammen. So wollen wir den Kanton Tessin als Anlaufstelle für Investitionen und für die Finanzbranche fördern.

Wen würden Sie am liebsten als Hauptredner zum Lugano Finance Forum einladen?

Am liebsten würde ich Sergio Ermotti, CEO der UBS und gebürtiger Tessiner, einladen. Eine Persönlichkeit wie er würde dem Lugano Finance Forum einen enormen Mehrwert geben, gerade weil Sergio Ermotti die Exzellenz des lokalen Finanzsektors verkörpert.

Welche Veranstaltungen planen Sie 2025?

Wir haben bereits mehrere wichtige Veranstaltungen für 2025 in der Agenda: Im März führen wir die dritte Ausgabe des «Lugano International Real Estate Forum» durch – eine bereits höchst erfolgreiche Veranstaltung, die sich auf Immobilieninvestitionen konzentriert.

In Italien planen wir unsere «FULL INVESTORS»-Events, die sich an Asset Manager und qualifizierte Investoren richten. Schliesslich werden wir im November eine neue Ausgabe des Lugano Finance Forums abhalten, das dank des positiven Trends, den wir in diesem Jahr gesehen haben, noch grösser sein wird.


Riccardo Esposito ist Ökonom. Er machte zunächst eine lange Karriere als Aktienanalyst im Investmentbanking mehrerer europäischer Finanzinstitute. Im Jahr 2009 gründete er die Firma Finlantern, ein Netzwerk von mehr als 50'000 Finanzfachleuten aus der Schweiz und Italien. Im Laufe des Jahres organisiert er auf dieser Basis verschiedene Veranstaltungen und Foren. Das Lugano Finance Forum ist der wichtigste dieser Anlässe.