Die Julius-Bär-Gruppe ist so gut unterwegs, dass ihre oberste M&A-Priorität nun klar in der Schweiz liegt, sagte CEO Boris Collardi gegenüber finews.ch. Und er sucht noch mehr Personal.
Die Halbjahreszahlen von Julius Bär sind solide, wie finews.ch am Freitag bereits berichtete. CEO Boris Collardi (Bild) setzt daher ungebremst auf Wachstum, wovon auch die Schweiz profitieren soll, wie er am Freitag an einer Medienkonferenz in Zürich erklärte.
Bezüglich einer allfälligen Übernahme erklärte Collardi, dass die oberste M&A-Priorität nun in der Schweiz liege. «Im Private Banking herrscht jetzt das Prinzip des Survival of the Fittest», so der CEO. Selber habe sich die Bank gut auf die neuen Marktbedingungen eingestellt.
Genügend Mittel
Schenkt man Collarids Worten Glauben, so scheint es, als würde Julius Bär nun einen «weniger fitten» Übernahmekandidaten in Aussicht haben. Dass es im Private Banking auf Grund der neuen Marktbedingungen zu Konsolidierungen und Übernahmen kommt, ist ein offenes Geheimnis. Neu ist, dass Julius Bär dies wohl schon bald beweisen dürfte.
Sowoh Boris Collardi als auch Finanzchef (CFO) Dieter Enkelmann betonten, dass man genügend Kapital auf der Seite habe für Akquisitionen. Geplant seien Investitionen im Umfang wie die kürzliche Beteiligung an GPS, dem grössten unabhängigen Vermögensverwalter in Brasilien.
Ziel: 4 Milliarden Franken in Deutschland
Mögliche Übernahme- oder Investitionskandidaten sondiert die Bank Julius Bär jedoch auch in Deutschland. Dort hat das Unternehmen bereits erfolgreich ein Onshore-Geschäft aufgebaut.
Laut Enkelmann sei man im nördlichen Nachbarland mit derzeit 2 Milliarden Franken an Onshore-Kundengeldern aber noch nicht bei der kritischen Grösse angelangt – angestrebt werden 4 Milliarden Franken.
Um diese Vier-Milliarden-Grenze zu erreichen, würde eine taktische Übernahme durchaus Sinn manchen – zumal der Euro sich im Sinkflug befindet und deutsche Unternehmen dadurch laufend günstiger werden.
Heute: 800 Kundenberater auf der Payroll
Unlängst bestätigte denn auch ein Sprecher von Julius Bär auch, dass man auch die Übernahme der zum Verkauf stehenden LGT-Standorte in Deutschland durchaus prüfe.
Insgesamt hat die Julius-Bär-Gruppe in den vergangenen zwölf Monaten ihren Personalbestand trotz schwierigem Marktumfeld weiter ausgebaut. Heute beschäftigt die Bank rund 800 Kundenberater. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 waren es erst 350 gewesen.
Offensive Anstellungspolitik
An der offensiven Anstellungspolitik will CEO Collardi nichts ändern. Die Bank plane, in allen Märkten weiter zu wachsen. Dies soll hauptsächlich durch organisches Wachstum aber eben auch durch gezielte Anstellungen geschehen.
«Dieses Jahr sind bereits 42 neue Kundenberater zu uns gestossen. Man kann davon ausgehen, dass diese Zahl bis Ende 2011 noch deutlich höher sein wird», sagte Collardi.
Überdurchschnittlich gute Leute gesucht
Während gewisse Banken hauptsächlich in den Schwellenländern an Personal zulegen, sucht Julius Bär auch auf den Heimmarkt Leute. Die neue Marktregion «Schweiz» unter der Leitung von Yves Robert-Charrue sei inzwischen erfolgreich implementiert worden. «Unser Anstellungsfokus liegt jetzt bei Umsatzgeneratoren», erklärte Collardi, womit er überdurchschnittlich gute Leute meint.