Es sind schwierige Zeiten, welche auf die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz zukommen. Das Entstehen der neuen UBS ist heikel, die Aussichten an den Finanzmärkten sind eingetrübt, und die Verschuldung in der Welt könnte ungeahnte Ausmasse annehmen. Einen Lichtblick für die Branche gibt es dennoch, wie aus dem neusten AVI-Index hervorgeht.
Die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz stehen der «künftigen» UBS mehrheitlich kritisch gegenüber: 24,0 Prozent der Befragten finden, dass der Schweizer Finanzplatz mit nur noch einer Schweizer Grossbank international an Bedeutung verliert. Gar 31,0 Prozent sind der Meinung, dass ohne Credit Suisse (CS) hierzulande nicht mehr für genügend Wettbewerb gesorgt ist (vgl. nachstehende Grafik).
Diese Einschätzungen gehen aus dem neusten Aquila-Vermögensverwalter-Index (AVI) hervor, den die Schweizer Aquila-Gruppe alle drei Monate in Zusammenarbeit mit finews.ch publiziert. Der Index fasst verschiedene Prognosen und Einschätzungen von unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zusammen. An der jüngsten Umfrage beteiligen sich jeweils 150 Firmen.
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Aufgrund der Turbulenzen rund um die CS konnten die unabhängigen Vermögensverwalter allerdings auch von hohen Neugeldzuflüssen profiteren, wie aus der Erhebung weiter hervorgeht. Exakt 52 Prozent der Umfrageteilnehmenden verzeichneten in den vergangenen sechs Monaten deutlich steigende Kundengelder.
Die Hauptgründe für die Veränderung der verwalteten Vermögen waren zu 33 Prozent die Marktperformance sowie zu 44 Prozent Neugeld-Zuflüsse. Damit zeigt sich klar, dass die unabhängigen Vermögensverwalter von unzufriedenen Kundinnen und Kunden der CS profitiert haben sowie von solchen, die nicht zur UBS wechseln wollten (vgl. nachstehende Grafik).
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Viel Zweckoptimismus
Insgesamt sehen die Befragten der Entwicklung an den Finanzmärkten wie Ende Jahr erstaunlich optimistisch entgegen. Nicht weniger als 65 Prozent der Vermögensverwalter rechnen mit einem steigenden Swiss-Market-Index (SMI). Zum Vergleich: Im vergangenen Quartal war es erst 51 Prozent gewesen (vgl. nachstehende Grafik).
Allerdings dürfte in dieser Einschätzung auch sehr viel Zweckoptimismus stecken. Denn die Aussichten sind verhalten, wie auch Urs Lüscher, Gründer und Partner von Sinvest Finanz in Wohlen AG, zum Ausdruck bringt. «Die Verschuldung der Welt aber auch die Verschuldung der privaten Haushalte kann sich zu einem weltweiten Problem entwickeln. Alleine in den USA sind die Kredite bei Kreditkarten auf ein neues Höchst gestiegen und dies bei höheren Soll-Zinssätzen. Dieser Cocktail könnte den Konsum massiv beeinträchtigen. Wir untergewichten deshalb die Aktienquote und fokussieren uns vor allem auf gute Qualitätstitel in der Schweiz mit ansprechenden Dividenden», so Lüscher.
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Gedämpfte Hoffnungen
In drei Monaten (vgl. nachstehende Grafik) sehen die unabhängigen Vermögensverwalter (vgl. nachstehende Grafik) den Swiss Market Index (SMI) auf einem Stand von 10'705 (aktuell: 10'996).
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Auch beim Gold sehen die unabhängigen Vermögensverwalternicht mehr so euphorisch wie auch schon. So rechnen die Befragten bis Ende Dezember 2023 mit einem Preis von 1'974 Dollar pro Feinunze (aktuell: 1’915 Dollar) – also weiter unter der Marke von 2'000 Dollar.
Die Rendite des 10-jährigen US-Treasury schätzen sie in drei Monaten auf 4,27 Prozent (aktuell: 4,54) und den Euro-Franken-Wechselkurs auf 0,9413 (aktuell: 0,9670). Letzteres dürfte mit der wirtschaftlichen Schwäche in Deutschland zusammenhängen.
• Der nächste AVI-Index erscheint im Januar 2024.