Mit Moneypark wird das wohl erfolgreichste Finanz-Ökosystem in der Schweiz in den Helvetia-Konzern integriert. Damit kommt die Konsolidierung in diesem hoffnungsvollen Feld früher als erwartet.

Sogar die Schweizer Grossbanken verneigten sich vor Moneypark: Nacheinander sind die UBS und die Credit Suisse in den vergangenen Jahren Kooperationen mit dem erfolgreichsten Hypothekenvermittler des Landes eingegangen.

Das kam nicht von ungefähr. In den besten Zeiten erzielte die Tochterfirma des Versicherers Helvetia nach eigenen Angaben mehr Neugeschäft als die beiden grössten Banken des Landes und war schweizweit mit 19 Filialen aktiv. Moneypark und Nachahmer-Portale wie Atrium, Key4 oder Valuu ist es ausserdem zu verdanken, dass Hypotheken in der Schweiz zu einer «Commodity» geworden sind, und Interessenten aus einer Vielzahl von Angeboten das für sie Günstigste herauspicken können.

Jäh gebremst

Doch jetzt ist der Siegeslauf von Moneypark jäh gebremst worden. Wie auch finews.ch berichtete, übernehmen die Generalagenturen von Helvetia den Grossteil des Vertriebs von Moneypark. Die Endkunden-Plattformen des Mutterhauses und der Fintech-Tochter werden fusioniert, was bei Helvetia zu einem millionenschweren Abschreiber führt. Gleichzeitig fallen bei Moneypark bis zu 30 Stellen weg.

Mit der Massnahme reagiert Helvetia auf das «anspruchsvolle Umfeld» für das Geschäft von Moneypark, wie es am Dienstag seitens des St.Galler Versicherers hiess. Das sich die Geschäftsbasis für das bis dato erfolgreiche Fintech so schnell und so grundlegend verschlechtern konnte, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass Moneypark hauptsächlich an den Transaktionen über seine Plattform verdiente.

Doppelt belastend

Mit der Zinswende haben sich aber institutionelle Hypothekenanbieter, Versicherer und Pensionskassen, die zuvor ein wichtiger Treiber des Volumens waren, tendenziell aus dem Neugeschäft zurückgezogen. Dies, weil sie mit anderen und weniger aufwändigen Investments eine ähnliche Rendite erzielen können.

Das Zinsniveau hat sich für die Plattform gar als doppelt belastend erwiesen: Der starke Anstieg der Zinsen für Festhypotheken hat besonders im Jahr 2022 sehr viele Kunden in kürzere Laufzeiten und in Saron-Hypotheken getrieben. Die veränderte Produktwahl setzte Umsatz und Margen kurzfristig unter Druck, was auch Moneypark spürte. Auf längere Sicht ergeben sich dadurch aber eine kürzere Umschlagszeit und ein erhöhter Beratungsbedarf, was dem Unternehmen wiederum nützen könnte.

Raiffeisen verabschiedet sich

Zwar hatte sich Moneypark zum Ziel gesteckt, zum Immobilien-Spezialisten zu avancieren und ein ganzes «Ökosystem» an Diensten rund um den Hauskauf und den Besitz von Wohneigentum aufzubauen. Doch der Wandel weg von der reinen Kreditvermittlung ging offensichtlich nicht schnell genug – und wird mit dafür gesorgt haben, dass das Mutterhaus Helvetia nun bei den Kosten auf die Bremse getreten ist.

Moneypark ist dabei nicht das einzige der in der hiesigen Finanzbranche mit viel Hoffnung betrachteten Ökosyteme, das vor veränderten Tatsachen steht: Vor einem Jahr haben sich die Raiffeisenbanken von Liiva verabschiedet, einem Joint-Venture mit dem Berner Allversicherer Mobiliar. Angestrebt war auch hier ein Ökosystem rund um das Thema Wohnen. Doch dann entschied sich Raiffeisen, sich nur noch auf banknahe Dienste zu konzentrieren. In der Folge nahm die Mobiliar Liiva ganz zu sich.

Bancassurance erhält neuen Klang

Damit zeichnet sich ab, dass die Konsolidierung in diesem Feld schneller kommt, als erwartet. Vor der Coronakrise waren Finanz-Ökosysteme zum Thema Wohnen hierzulande fast wie Pilze aus dem Boden geschossen; oftmals spannten dabei Banken mit Versicherern zusammen und verliehen damit dem aus der Mode geratenen Geschäftsmodell der «Bancassurance» neue Aktualität. Dass die Zahl der Projekte wieder schrumpfen würde, war dabei allen Akteuren klar; ebenfalls mussten Finanzkonzerne damit rechnen, über Jahre hinweg zu investieren, ohne auf Gewinne hoffen zu dürfen.

Die Zinswende hat nun das Kapital für Investitionen verteuert und damit die Berechungsrundlage für solche Projekte nochmals verändert. Insofern würde es nicht überraschen, wenn noch weitere Sponsoren von Ökosystemen zu neuen Schlüssen gelangten.

Höchstens fünf bleiben übrig

Bezeichnenderweise hatte Stefan Heitmann, Mitgründer und einstiger CEO von Moneypark, die Konsolidierung in diesem Bereich selbst prophezeit: Im Immobilienbereich werde man bei den Ökosystemen eine klare Konzentration erleben mit nicht mehr als fünf Anbietern, sagte er bereits im Jahr 2021 zu finews.ch. «Es ist fast unmöglich, dass ein Kunde parallel fünf Ökosysteme besucht. Die angebotsstärksten Systeme werden gewinnen.»

Nun scheint das Rennen definitiv eröffnet zu sein.